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das nordslavische Sprachgebiet etwas eingeengt wird. Tagegen zieht sich an anderenPnnkten
die Nordgrenze des Deutschthums hart an die niederösterreichische Grenze zurück, welche
bei Gratzen sogar vou den Slave« überschritte» wird. Nördlich der Donau bildet die March
die Ostgrenze zwischen Deutschen und Slovaken bis Drvsing, von wo an die slavische
Nationalität auch auf das rechte Marchufer übergreift.
In Kärnten und Steiermark wird das deutsche Sprachgebiet durch jenes der
Slovenen begrenzt, welches hauptsächlich Krain, Görz nnd das nördliche Jstrien umfaßt.
Die dentsch-slovenische Grenze ist äußerst complicirt. Nur ganz beiläufig läßt sich in Kärnten
das rechte Thalgehänge der Gail als solche annehmen; bei Klagenfurt oseillirt sie um die
Drau herum. In Steiermark sind hauptsächlich der Marburger und der Cillier Kreis
slovenisch. Auch die deutsche Enclave von Gottschee darf nicht übersehen werden. Die
Bevölkerung der meisten größeren slovenischen Ortschaften von Kärnten nnd Südsteiermark
kann als gemischt bezeichnet werden. Die Slovenen stoßen im Norden der istrischeu Halb-
insel an die Cicen n. s. w., welche serbo kroatischer Abkunft siud. Zwischen ihnen zerstreut
sind die Rumänen. Der ganze Westrand der Halbinsel und zahlreiche Ortschaften im
Innern siud italienisch. Im Nordwesten werden die Slovenen von dem friaulischeu Sprach-
gebiete begrenzt, das bis zur Stadt Görz »ach Osten reicht nnd im Norden über Ponteba
an die Wasserscheide zwischen der Gail und dem Ampezzaner Thale zieht. Die einst in
Tirol weitverbreitete ladinische Sprache findet sich mir mehr i» de» kleme» Gebieten des
Grödener- und Ennebergthales; auch die Dialeete des Fassauer und Ampezzaner Thales
lassen sich noch zu dieser Sprachgruppe rechnen. Das Fleimser Thal und das Bal di Non
gehören schon dem modern-italienischen Sprachstamme an, welcher nach der jetzigen NeichS-
grenze außerdem uur noch die Gindecca und das Etschthal von Saluru abwärts einnimmt.
Der südöstliche Theil unserer Monarchie gehört der südslavischen Gruppe an, deren
Zusammenhang dnrch die Occupatio» von Bosnien-Hercegovina bedeutend verstärkt wurde.
Das dalmatinische Küstenland bildet den äußersten Ausläufer dieser im großen Ganze»
ziemlich homogenen Masse, aus welcher uur die Küstenstädte mit ihren theilweise
italienischen Bevölkerungen sich absondern. Der größte Theil der dalmatinischen Inseln
ist ebenfalls slavisch mit stark italienischer Beimischung.
Noch bleibt uns der Nordosten zu betrachten übrig. Die polnische Nationalität
beginnt im Teschener Kreise Schlesiens und zieht sich in ununterbrochenem Zusammenhange
mit einigen starken südlichen Ausläufern gegen Osten bis znm Sanflnsse. Bon hier gegen
Osten treten die Ruthenen in compacteren Massen auf, welche bis Sanok und Neu Sandec
auch auf dem linken Sannfer das polnische Gebiet gegen Süden umfassen nnd nach
Südosten hin in dem westlichen Theile der Bukowina ihre nnmittelbare Fortsetzung
finden. Deutsche Sprachinseln im polnische» Gebiete sind in Krakau, Bochuia, Biala,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch