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Petschenegen oder Bissenen, ungarisch besenzsök, angesiedelt. Sie wurden Christen und
magyarisirten sich. Darauf kamen in zwei verschiedenen Zügen Kumanen ins Land. Der
eine Zug, vielleicht in der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts, muß von Rußland aus
über Galizieu gekommen sein und siedelte sich von Zemplin bis zum Barser Comitat,
vorzüglich in den Thälern des Mätragebirges an. Es sind dies diejenigen Kumanen, welche
nach der Eroberungsgeschichte des Anonymus die meisten Donationen von Ärpäd erlangten.
Sie haben gewiß eine dünne magyarische Bevölkerung vorgefunden, deren eigenthümliche
Proviucialismeu sie annahmen und mit der sie den „Paloczen"-Stamm" bildeten. Polovci
heißen nämlich die Kumanen im Russischen. Diese Paloezen hatten keine privilegirte
Sonderstellung. Der zweite Zug kam von Osten 1239, vor den Mongolen in Ungarn
Schutz suchend, herein. Es war ein in Stände gegliedertes Volk, das in der Mitte des
Landes Wohnsitze erhielt. Die privilegirteu Distriete von Groß- nnd Klein-Knmanien und
Jazygien, mit dem Hauptorte Jäsz-Bereuy, haben sich bis in unsere Tage erhalten. Aus
dem Volke sind Vollblut-Magyaren geworden.
Im Osten Siebenbürgens und zum Theile bis in die Mitte des Landes reichend
wohnen die Szekler, die eine eigene kriegerische Verfassung hatten nnd die dritte ständische
Nation Siebenbürgens (neben den Ungarn und den Sachsen) bildeten. Wie und wauu sie
dahin gekommen sind, ist unbestimmt; daß sie ihre Sprache nicht dort angenommen haben,
das heißt nicht durch eine frühere magyarische Bevölkerung magyarisirt worden sind,
ist gewiß. — Koriatovich war mit seineu Leuten aus Podolien eingewandert und Ludwig I.
machte ihn 1360 zum Besitzer von Muukäcs. Der Waldgürtel der Karpathen, zumal die
Marmaros blieben lange Zeit fast menschenleer; er war blos Jagddistrict der Könige,
in dem königliche Hundewärter und Schweinehirten sich aufhielten. Durch königliche
Donationen kamen viele Wälder in Privathände. In Siebenbürgen gab es ebenfalls viele
königliche Domänen, deren Waldungen der Krone keinen Ertrag lieferten, die aber als
Gegenstände von Donationen an den siebenbürgischen und Großwardeiner Bischof und an
ihre Capitel, sowie an Private stets zn Handen waren. Sowohl die Krone als auch die
Douatare suchten sich einen Ertrag ans ihren Besitzungen zu verschaffen. Sie theilten
demnach Waldstrecken an Unternehmer — welche unter den Deutschen Schultheiß?,
Schulzen, uuter den Slaven Knese (Knaz) genannt wurden — mit der Bedingung aus,
daß dieselben Einwohner herbeischafften, welche den Wald als Hirten oder Ackerbauer
ertragbar machen und der Grundherrschaft bestimmte Abgaben leisten sollten. Der Schulze
oder Knes trieb diese Abgaben ein und war zugleich der Richter der neuen Absiedlung.
Dafür erhielt er einige freie Hufe» und andere Nutznießungen. Dieser Besitz und die
Nutznießungen wurden Schulzenthum (Scultetia) oder Knefeuthum (Keneziatns)
genannt und vererbten sich von Bater auf Sohn. Anf diese Weise wurden die karpathischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch