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Das ist die Zeit, in welcher der österreichische Staatsgedanke zum erste» Male zu
reellem Ausdrucke gelaugte, da Herzog Albrecht V. von Österreich seinem Schwiegervater,
dem Luxemburger Sigismund, sowohl in Ungarn u«d Böhmen als a»ch auf dem deutschen
Thron folgte. Ja die deutsche Krone ist von da an sogar im dauernden Besitze der
Habsburger geblieben, eine Thatsache, die für den Ausban der österreichischen Monarchie
von uicht zu unterschätzender Bedeutung gewesen ist. Dagegen gingen Ungarn und Böhmen
in den stürmischen Wogen nationaler Tendenzen und unter den Erbfolgestreitigkeiten im
Hause Habsburg für dieses noch einmal verlöre». Zunächst lag in dem frühzeitigen Tode
Albrechts ll., an dessen hohen Sinn und männliche Thatkraft sich die schönsten Erwartungen
knüpften, ein schweres Verhängniß. Vergebens entwarf sein Testament die ersten Grund-
züge einer Organisation der von ihm beherrschten österreichischen, böhmischen nnd
ungarischen Länder, deren Verbindung sich jetzt, wenn auch zunächst nicht der Form, so
doch der Sache nach neuerdings löste.
Albrechts Tod machte Herzog Friedrich V. (den Jüngeren), seinen Nachfolger auf
dem deutschen Throne, zugleich zum Chef seines Hauses. Als erstgeborner Sohn Ernsts
des Eisernen besaß Friedrich infolge vorausgegangener Theilungen zusammen mit seinem
Bruder Albrecht VI. die sogenannten „niederen Lande" (das später sogenannte Jnner-
Österreich), das ist Steiermark, Kärnten und Krain. Bei seines Oheims Herzog Friedrichs
(des Älteren) Tode (1439) übernahm er die Vormundschaft über dessen Sohn Sigismund
und die Regentschaft über die „oberenLände", das ist die Vorlande und Tirol, und ebenso
sah sich Königs Albrecht Witwe in ihrer Bedrängniß bald gezwungen, ihm die Vormund-
schaft über ihren Sohn, den nachgeborenen Ladislaus zu überlassen. Indem so Friedrich III.
— wie er sich als deutscher König und römischer Kaiser nannte — theils als Landesfürst
theils als Vormund zum ersten Male wieder alle habsbnrgifchen Lande in seiner Hand
vereinigte, war er sofort daranf bedacht, diese Vereinigung zu einer dauernden zu gestalten.
Daher suchte er ganz im Sinne seines Vorgängers Rudolf des Stifters den Seniorat,
welcher seit einiger Zeit in den Hintergrund getreten war, zunächst innerhalb seiner
eigenen Linie, bald auch in dem Gebiete des albrechtinischen Zweiges seines Hauses wieder
in seine vollen Rechte einzusetzen. Darum bezeichnete er sich gelegentlich geradezu als den
„Vorgeher, Verweser und Versorger" seines Bruders Albrecht oder als de» „Ältesten und
Regierer des Namens und Stammes des Fürstenthnins und des ganzen Hauses Österreich",
dem uach altem Herkommen allein zustehe, das Land unter uud ob der Euus zu regieren
uud die Hinterbliebenen Kinder der anderen Herzoge „inne zu haben und über dieselben
die Gerhabschaft auszuüben." Darum suchte er auch die Vormundschaftsführung in Tirol
zu verlängern. Aus demselben Grunde hielt Friedrich den König Ladislaus, als derselbe
am 22. Februar 1452 zu seinen „bescheidenen Jahren" kam und mit diesem Zeitpunkte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch