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und fürchtete sich vor keiner Gefahr, vor keinem Kampfe. Etwas von seiner Jägernatur
zeigte sich selbst in seiner Politik. Er wagte oft und viel und überraschte gern mit seinen
Anschlägen, um sie nicht selten ebenso schnell fallen zu lassen und zu andere» Entwürfen
zu greifen. Und nicht minder begründet dürfte der Tadel sein, welcher sich gegen die allzu
großartige Freigebigkeit dieses Fürsten nnd seine Finanzverwaltnng im Allgemeinen
erhoben hat, wobei man nur uicht übersehen darf, daß die Großstaatspolitik einer erst im
Werden begriffenen Macht mit dazu beitrug, ein schreiendes Mißverhältniß zwischen Auf-
gaben und Mitteln zu schaffe» und Maximilian veranlaßt hat, einen Theil des Kanspreises
für die zukünftige Bedeutung Österreichs auf das kommende Geschlecht zn überwälzen.
Maximilian war ein Mensch von dem vielseitigsten Interesse. Eine sorgfältige
Erziehung hatte ihn nach den verschiedensten Richtungen angeregt. Mit seinen Hauptleuteu
wußte er sich in siebe» Zungen zu verständigen, mit seinen Secretären wetteiferte er an
Schreibfertigkeit. Er verstand sich auf die Härtung der Panzer wie auf die Constructiou der
Geschütze. Sein glänzendes organisatorisches Talent kam dem ganze» Kriegswesen zustatten.
Mit Recht hat man ihn den Vater der „frommen" Landsknechte genannt. Denn er ist der
Schöpfer dieses deutschen Fußvolkes, das er deu bisher vorwiegenden Soldtruppen der
Böhmen und der Schweizer als ebenbürtige Waffengattnng zur Seite stellte. Selbst eiu
hochgebildeter Fürst, verkehrte er gern mit gelehrten Männern, wie dem Nürnberger Raths-
herrn Willibald Pirckheimer und dem Angsburger Peutinger; ja er suchte Alles, was
Deutschland an geistigen und künstlerischen Größen besaß, in seinen Dienst zu ziehen oder
doch in Beziehung zu sich zu setzen. De» gelehrte» Konrad Eeltes aus Schweinfurt, deu
„Bannerträger" des Humanismus, berief er nach Wien, ebenso dessen Landsmann
Enspinian, den er zn seinem Seeretär machte. Den beiden letzten erwies er die Ehre, daß
er sie nach alter Sitte eigenhändig mit dem Lorbeer als Dichter krönte. Die Universität
Wien verdankte ihm ihr goldenes Zeitalter. Die berühmten Nürnberger Künstler, den
Maler Albrecht Dürer, den Erzgießer Bischer und den Bildhauer Kraft suchte er iu ihren
Werkstätten auf und gab ihnen allerlei Aufträge. Semen vieljährigen Seeretär Marx
Treitzsanerwein veranlaßte er, mit Benützung der Aufzeichnungen, die er selbst gemacht,
die Thaten seines Vaters, seine eigeue Jugeudbilduug und seine Kriege zu schildern. Es ist
dies der „Weißkuuig" (der weiße König), mit welchem Namen Maximilians Vater und
er selbst gemeint sind, während ein allegorischer Roman, der „Teuerdank" (das ist der
stets an abenteuerliche, kühne Dinge Denkende), den der Nürnberger Melchior Pfintzing
verfaßte, alle die Fährlichkeiten schildert, die Maximilian auf Jagden, im Kriege und sonst
bestand. Über diesen gelehrten nnd künstlerischen Bestrebungen hat Maximilian die ernsten
politischen Geschäfte nie versäumt. Es ist vielmehr mit Recht hervorgehoben worden, daß
nnter fo manchen Vorwürfen, welche von Zeitgenossen gegen ihn erhoben wnrden, der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch