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lirch die Verheiratung seines Sohnes Philipp und durch die Verlobung
seines Enkels Ferdinand hatte Maximilian nach Westen wie nach Osten
hin seineni Hause eine große, ja beispiellose Zukunft ausgethan, auf
deren Fittigen der Name Österreich ruhmbedeckt jenes Reich Karls V.
durcheilen sollte, in welchem die Sonne nicht unterging.
Nach dem Tode seines Vaters Philipp, des einzigen Sohnes Maximilians, hatte
der sechsjährige Karl (1506) die Niederlande geerbt nnd im Jahre 1514 die Regierung
derselben angetreten: zwei Jahre später war er nach dem Tode seines mütterlichen Großvaters
Ferdinand in den Besitz der spanischen Krone und der damit verbundenen italienischen
Länder gekommen. Die österreichischen Stammländer fielen ihm zu, als Maximilian aus
dem Leben schied. Aber so ansehnlich auch die Macht dieses Habsburgers war, es fehlte
ihr doch die innere Festigkeit, solange sich mit derselben nicht auch der Besitz der Kaiserkrone
verband. Nicht nur verlieh diese der Stellung des Habsburgischen Hauses erst ihre universelle
Bedeutung, sie bildete zugleich auch den natürlichen Schwerpunkt der an die beiden Flügel
der christlichen Welt zerstreuten Besitzungen desselben. Daher hatte sich bereits Maximilian
bemüht, auch die Kaiserkrone seinen: Enkel Karl zu verschaffen. Das Ziel schien nahezu
erreicht, als Maximilians unerwartet rasch erfolgter Tod den Dingen eine neue Weuduug
gab. Jetzt trat gegen Karls Bewerbungen König Franz I. von Frankreich in die Schranken.
Die nächste Wahl mußte entscheide», ob König Franz die Monarchie Karl des Großen
wiederherstellen oder das Haus Habsburg die Weltherrschaft gewinnen sollte. Die Wahl
fiel nach langem Ringen zu Gunsten Karls aus.
Ju dem Weltreiche Karls V. schien den deutschen Erblanden nur eine untergeordnete
Stelle bestimmt; denn der König hatte bisher seinem Bruder, dem Infanten Ferdinand
gegenüber die Rechte der Erstgeburt sowohl in Betreff der spanischen Krone als auch
bezüglich der deutschen Erblande mit vielen Nachdruck behauptet. Allein die Verhältnisse
bestimmten Karl bald, die deutschen Länder seines Hauses seinem Bruder zu überlassen.
Daß Karl dieselben zuletzt in ihrem vollen Umfange Ferdinand zuwies, dazu fand er sich
wohl nicht so sehr durch deu vou Friedrich III. ueuerdiugs betonten, aber noch nicht zur
vollen Geltung gelangten Grundsatz der Untheilbarkeit Österreichs, als vielmehr durch
die Beweise besonderer Liebe nnd Uneigeunützigkeit veranlaßt, welche ihm sein Bruder
bei verschiedenen Anlässen, sowohl in Spanien, wo Ferdinand der Katholische die Nachfolge
dieses jüngeren Enkels begünstigt hatte, als auch in Deutschland, wo bei der Kaiserwahl
sich einzelne Stimmen zu Gunsten des jüngeren Infanten vernehmen ließen, geliefert hatte.
Überhaupt schien eine Theilung der ungeheuren Aufgabe, welche dem Haufe Habsburg
nunmehr im Osten wie im Westen Europas uud überdies im deutschen Reiche zufiel,
dringend geboten. Während die österreichisch-deutschen Länder von Karl, den bald der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch