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eine Neubelebung und Kräftigung der katholischen Kirche überhaupt hoffte, so war er auch
in seineu Erblanden unablässig darauf bedacht, die vorhandenen Gegensätze auszugleichen
uud durch die Erwirkung einzelner Zugeständnisse die Anhänger der neuen Lehre in den
Schoß der alten Kirche zurückzuführen, zugleich aber diese selbst innerlich und äußerlich
zu kräftigen. So trat er zwar in Böhmen gegen die Brüdernnität mit großer Strenge auf,
da ihre Doclriu ebenso bedenklich wie ihre Propaganda gefährlich schien, dagegen bemühte
er sich von dem Tridentiner Concil die Gestattung der Priesterehe und die Freigebung des
Laienkelches zu erwirken, in der Hoffnung, dadurch die zur ueueu Lehre Abgefalleueu uud
Es gelang Ferdinand nicht einmal die Utraqnisten mit Rom auszusöhnen: vielmehr
verschärfte der Unionsversuch die Gegensätze innerhalb des Utraqnismus selbst, und als
Ferdinand die Ernenernng des bisher von den Ständen besetzten utraquistischen Cou-
sistorinms an sich riß, führte dies zu einer Scheidung zwischen dem kleinen Häuflein
derer, die noch auf dem Bode» der Compactateu standen, nnd jener Mehrheit, welchen
der Laienkelch nicht genügte uud deueu der vom Staate allein anerkannte Utraqnismus
nur mehr als Bollwerk diente, hinter das sich ihr protestantisches Bewußtsein flüchtete.
Anch iu den alten Erblanden breitete sich Luthers Lehre immer weiter aus, indem sie
zugleich auch hier, ebenso wie in Böhmen, mit der politischen Opposition auf das innigste
verschmolz. Denn allerdings wandten sich Viele aus innerster Überzeugung der neuen Lehre
zu uud wurden selbst durch die über sie verhängten Verfolgungen in ihrer Meinung nicht
erschüttert: so, um nur einen derselben zu ueunen, jener Freiherr Hans von Ungnad, der
um des Glaubens Wille» seine Heimat nnd seine Güter verließ und unter dem Schutze des
Medaille mit den Bildnissen Karl V., Ferdinand I. insbesondere die Utraquisteu zur
Rückkehr iu die alte Kirche zu be-
wegen. Zugleich wurde der seit 140
Jahren erledigte erzbischöfliche Stuhl
von Prag wieder besetzt, nm der
katholischen Sache in Böhmen einen
festeren Rückhalt zu verschaffen, und
so wie in früherer Zeit wiederholt
von der Gründung neuer geistlicher
Kongregationen eine Verjüngung der
Kirche ausgegangen war, so knüpfte
sich an die Einführung der Gesell-
schaft Jesu in Österreich dieselbe
Hoffnung uud derselbe Zweck. —
Freilich wurde der letztere nicht erreicht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch