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schnurstracks zuwiderlief, das Vertrauen des Kaisers in dessen Feldherrntalent tief
erschütterte. Es war das zur selben Zeit, als auch die Verhandlungen mit Sachsen sich
zerschlugen. Als endlich Wallenstein dem gemessenen Befehle des Kaisers, die Schweden
in Baiern anzugreifen, das Gutachten des von ihm einberufenen Kriegsrathes entgegensetzte
und statt dem Kurfürsten Maximilian zu Hilfe zu eilen, seine Truppen in Böhmen in die
Winterquartiere verlegte, da reiste am Wiener Hofe der lange vorbereitete Entschluß, ihn
neuerdings des Commaudos zu entheben.
Daß sich dieser Beschluß zu einer blutigen Katastrophe gestaltete, das wurde vor Allem
durch die eigenthümliche Zusammensetzung der Armee bewirkt, welche im Wesentlichen ans
einer wechselseitigen Versicherung der Ansprüche des Feldherrn und seiner Obristen beruhte.
Man hoffte vielleicht, daß Wallenstein sich selbst zur Resignation entschließen werde, und
hatte daher anfangs einen definitiven Beschluß noch nicht gefaßt. Als nun aber statt dessen
Wallenstein die Ofsiciere in sein Hauptquartier zu Pilsen berief und bei einem Banqnette
(12. Januar 1K34) von denselben einen Revers unterzeichnen ließ, durch den sie sich gegen
seine Zusage, bei ihnen verbleiben zu wollen, verpflichteten, ihn nicht zu verlassen, als somit
Wallenstein sich des Gehorsams der Armee auch für den Fall, daß ihn der Kaiser des
Generalats enthebe, zu versichern suchte und an die Stelle einer etwaigen Bitte der Officiere,
den General ihnen zu lassen, die Drohung trat, an demselben festzuhalten, wenn man ihn
entsetze, — da zögerte der Kaiser nicht länger, sondern unterzeichnete am 24. Januar
ein Patent, welches indeß erst fast einen Monat später veröffentlicht wurde, worin
Wallenstein für abgesetzt erklärt und das ganze Heer zum Gehorsam gegen den Grafen
Gallas verpflichtet wurde.
Indem nun aber der Kaiser, gewiß erst nach langem, furchtbaren Seelenkampfe nnd
in dem felsenfesten Glauben, daß er um der „heiligen Kirche" und der „Autorität des
Thrones" willen nicht anders handeln könne, an die neu ernannten Heerführer den
heimlichen Befehl zur Exemtion Wallensteins ergehen ließ, suchte er sich zugleich der
Truppen zu versichern, da doch Alles davon abhing, für welche Partei sich Wallensteins
Lager entscheiden werde. Die Gefahr war nmso größer, da jetzt Wallenstein mit Sachsen,
Schweden und Frankreich in Verbindung trat und zugleich durch den „zweiten Pilsener
Schluß" die Obristen in seinem Gehorsam — diesmal freilich mit Vorbehalt der dem
Kaiser schuldigen Treue — zu erhalten suchte. Als aber die Verhandlungen mit Sachsen
sich verzögerten, als endlich Wallenstein erfuhr, daß der Kaiser seinerseits mit ihm gebrochen
habe, daß einige Generale, darunter Gallas und Piccolomiui, sich letzterem augeschlosseu
und den Truppen den Befehl ertheilt hätten, dem Friedländer keinen Gehorsam mehr zu
leisten, da gab dieser den ursprünglichen Plan auf, seine Armee nm Prag zu conceutrireu,
und brach, um den Schweden näher zu sein, mit den wenigen ihm treu gebliebenen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch