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Daß trotz des Prager Friedens Ferdinand II. das Ende des Krieges nicht mehr
erlebte, das war die Folge davon, daß in jenen Vertrag nicht anch die ealvinischen Reichs-
stände aufgenommen worden waren, und daß jetzt Frankreich als neuer Feind des Hauses
Österreich auf den Schauplatz trat. Denn wie einst die Könige Franz I. und Heinrich IV.
von Frankreich, so strebte anch der Cardinal Richelieu, Ludwigs XIII. leitender Minister,
die größtmögliche Schwächung der Macht des Hauses Habsburg an. Gleichzeitig gegen
beide Linien dieses Hauses eröffnete Frankreich den Krieg. Es concentrirte seinen Angriff
vorzüglich ans das Elsaß, in welchem sich die Interessen Spaniens und Österreichs
begegneten. Herzog Bernhard von Weimar trat in Frankreichs Dienste und machte
Eroberungen im Elsaß, deren sich nach seinem Tode zugleich mit seiner Armee die Franzosen
bemächtigten. Da auch die Schweden unter tüchtigen Feldherren, wie Baner nnd Torstenso«,
ihr verlorenes Übergewicht wieder herzustellen wnßten, so wogte der Krieg in Deutschland
noch zwölf Jahre hin und her, trotz der Friedenssehnsucht des Kaisers Ferdinand III. und
trotz der Friedcnsbedürftigkeit seiner Länder und des deutschen Reiches. Wiederholt schien
die kaiserliche Macht rettungslos verloren: denn, streiften anch einmal kaiserliche Reiter
nnter dem tollkühnen Johann von Werth bis nahe vor Paris, konnte auch ein andermal
Gallas in Kiel sich mit einem dänischen Corps vereinen, so wendete sich doch immer wieder
das launenhafte Glück und drangen die Franzosen in Baiern, die Schweden in die
österreichischen Erblande — Böhmen, Mähren, Schlesien — ein. Ja, nach der vernichtenden
Niederlage, welche das kaiserliche Heer bei Jankan erlitt, erschien der schwedische Befehls-
haber Torstcnfon vor Wien (1645), während auch Georg I. Raköczy, der Fürst von
Siebenbürgen, zu den Waffen griff. Doch Österreich bestand auch diese Gefahr und es
muß als ein Zeichen tiefinnerer Lebenskraft gelten, daß der junge Staat nicht Schiffbruch
litt in dem Orkan des dreißigjährigen Krieges, daß er mit wenig beträchtlichem territorialen
Verluste wenn nicht siegreich, so doch ungebeugt aus diesem Titanenkampfe hervorging.
Die Einnahme der Kleinseite von Prag durch die Schweden war die letzte bedeu-
tendere Waffenthat iu diesem Kriege, der also vor derselben Stadt endete, in welcher er
begonnen hatte. Schon im Jahre 1640 hatten auf dem Reichstage zu Regeusburg die
Friedensverhandlungen begonnen: sie wurden sodann auf dem Cougresse fortgeführt, der
in den westfälischen Städten Münster nnd Osnabrück zusammentrat. Aber, da nicht anch
zugleich ein Waffenstillstand geschlossen wurde, so gingen mehrere Jahre ins Land, ehe von
dort der erlösende Rnf: Friede! wie eine himmlische Botschaft erscholl.
Daß übrigens der westfälische Friede mit möglichst geringen Opfern für Österreich
zustande kam, war wesentlich das Verdienst des Grafen Maximilian Tranttmansdorff, der
bei den Verhandlungen als Bevollmächtigter des Kaisers die hervorragendste Rolle spielte.
Österreichs Gebiet ging aus dem Kriege ungeschmälert hervor; nur die Besitznngen im
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch