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sächsischen Waffen keinen günstigen Verlans. Vielmehr wurden die Österreicher, als sie in
Schlesien einrückten, bei Hohenfriedberg geschlagen, worauf Friedrich wieder in Böhmen
einfiel und bei dem Dorfe Soor — unfern Trautenan am „Bataillenberge" — eine
neue Schlacht gewann. Das sächsische Heer aber wurde von dem alten Dessaner bei
Kesselsdorf geschlagen, worauf der Friede zu Dresden unter denselben Bedingungen wie
jener zu Breslau zustande kam.
Dagegen dauerte der Krieg mit Frankreich und Spanien in Italien und in den
Niederlanden noch drei Jahre fort. Auch hier war das Glück den Waffen Maria Theresias
nicht hold. Es fiel ihr schwer dem Gedanken zu entsagen, sich, nachdem dies in Deutschland
durch die Aussöhnung mit Baiern unmöglich geworden war, in Italien einen Ersatz für
den Verlust Schlesiens zu holen; noch mehr Überwindung aber kostete es sie, im Frieden
zu Aachen, der dem österreichischen Erbfolgekriege ein Ende machte, auf Parma, Piaceuza
und Guastalla zu Gunsten des Infanten Philipp zu verzichten. Dennoch war es von
tiefgehender Bedeutung, daß der Krieg, der in der Absicht, Maria Theresia des größten
Theiles ihrer Länder zu berauben, von weit überlegenen Gegnern unternommen worden
war, wenn auch mit an sich empfindlichen, so doch verhältnißmäßig geringen Verlusten für
Österreich endete.
Als Maria Theresia die Regierung der österreichischen Länder antrat, befanden sich
diese noch großentheils in Zuständen, die an das Mittelalter, aus dem sie stammten,
erinnerten. Maria Theresia sah die Nothwendigkeit einer Umgestaltung dieser Zustände
ein; aber die schweren Kämpfe mit den auswärtigen Mächten, in die sie während der ersten
Jahre ihrer Regierung gerieth, gestatteten es ihr damals nicht, ihre Aufmerksamkeit in dem
wünschenswerthen Maße den inneren Verhältnissen zuzuwenden.
Unmittelbar nach dem Aachener Frieden jedoch begann Maria Theresia eine Reihe
großartiger Reformen anf allen Gebieten des öffentlichen Lebens durchzuführen, welche
Thätigkeit nach Beendigung eines dritten (des siebenjährigen) Krieges, der sie unterbrach,
rüstig wieder aufgenommen wurde.
Gegenüber dem feudal-patriarchalischen Absolutismus der jüugstvergaugeuen Zeit
bezeichnet die Regierung Maria Theresias den Übergang zur absolutistisch-bureaukratischen
Monarchie, die unter ihrem Sohne Josef zu vollem Durchbruche gelangt. Immer mehr
tritt auch in Österreich im Gegensatze zu dem Kriegs- uud Rechtsstaat des Mittelalters
der moderne Staat mit der Fülle seiner positiven Zwecke hervor. Diesen alle anderen
Erscheinungen des öffentlichen, ja selbst des Privatlebens zu unterwerfen und dienstbar zu
machen und zugleich die Mittel zur Lösung der bis ins Unendliche sich erweiternden Aufgaben
des Staates herbeizuschaffen und ausfindig zu machen, das bildet fortan den Gegenstand
aller Bestrebungen der Regierungsgewalt, darin spricht sich die immer mehr um sich greifende
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch