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Kosten Baierns auszugleichen, wußte Josef ll. bei dem Erlösche» der kurbaierischen Linie
der Wittelsbacher deren Erben, den kinderlosen Knrfürsten Karl Theodor von der Pfalz,
zur Abtretung Niederbaierns, der Oberpfalz n. s. f. zn bestimmen, ja er hoffte selbst dnrch
einen neuen Vertrag ganz Baiern durch eiueu Tausch gegen die Niederlande oder gegen
Vorderösterreich mit Luxemburg und Limburg zu gewinnen. Auch diesmal zog man alte
Ansprüche hervor, welche aber Maria Theresia mit Recht als wenig begründet ansah.
Nicht als hätte sie die Vortheile einer Erwerbung verkannt, nach der sie einst selbst getrachtet
hatte und welche Österreich neuerdings zur gebietenden Macht in Süddeutschland zn
erheben geeignet schien, allein sie wollte ihren Ländern den Frieden erhalten, während sie
nur zu deutlich voraussah, daß das Project die Eifersucht und den Widerstand der anderen
Mächte, namentlich Preußens, wachrufen und znm Kriege führen werde. Sie hatte sich nicht
«Ze ekien- genannt). Maria Theresia sandte, ohne Vorwissen ihres Sohnes, Thugut
insgeheim mit Friedensvorschlägen in das preußische Hauptquartier, die zwar zunächst
scheiterten, aber, so sehr auch Josef grollen mochte, da von Frankreich keine Hilfe zu
erwarten stand, Rußland hingegen sogar Miene machte sich mit Friedrich zu verbinden,
wieder aufgenommen wurden und unter Vermittlung der beiden genannten Mächte zum
Frieden von Tefchen führten, durch welchen gegen Verzicht auf die anderweitigen Ansprüche
das Jnnviertel an Österreich abgetreten wurde. Mit uuendlicher Frende begrüßte Maria
Theresia die Wiederkehr des Friedens, den sie wie einen freundlichen Trost in der Vor-
ahnung ihres nahen Hintritres empfand.
Mit hoher Genugthuung durfte Maria Theresia zurückblicken anf eine vierzigjährige
Regierungszeit, mit deren Glanz keine andere Epoche unseres Staates zu vergleichen ist.
Als sie den Thron bestieg, hielt man sie für eine schwache junge Frau — wie ganz anders
hatte sie sich bewährt. Wie nur irgend ein Mann ergriff sie das Steuer des Staates und
führte dasselbe mit Kraft und Gewandtheit. Sie war unermüdlich thätig ; sie arbeitete selbst
mit ihren Ministern, selbständig faßte sie ihre Beschlüsse. Kammerfrauen lasen ihr die
Medaille auf den Frieden von Teschen. getäuscht. Deun fest entschlossen, keine Vermehrung der
österreichischen Macht in Deutschland zu dulden, außer
wenn sich auch für ihn ein Lauderwerb ergab, bewog
Friedrich der Große den künftigen Erben Baierns, den
Herzog Karl von Zweibrücken, Einspruch gegeu jene
Abtretung zu erheben, nnd beantwortete den Einmarsch
der österreichischen Truppen in Baiern nach langwierigen
fruchtlosen Verhandlungen mit einem Einfalle in Böhmen.
Aber es war ein Krieg ohne Schlachten (der „Kartoffel-
krieg" oder „Zwetschkenrummel", von Landon „^uerre
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch