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von Choczim einen Theil der Donaufürstenthümer und am rechten Flügel drang Vnkassovich
bis Cettinje vor. Dagegen wurde die Hauptarmee auf einem weitläufigen Cordon verzettelt;
statt an die gewünschte Belagerung von Belgrad schreiten zu können, sah sich der Kaiser
durch die entgegengesetzte Meinung des Kriegsrathes auf die Vertheidigung der Grenze
beschränkt. Und nicht einmal diese wnrde behauptet; ungestraft fielen die Türken in das
Banat ein. Körperlich gebrochen und auf das tiefste verstimmt, verließ endlich Josef den
Kriegsschauplatz, doch nicht eher, als bis die Türken den Rückzug bewerkstelligt hatten und
bis die Lagerseuche, die unter den Truppen herrschte, auch ihn befiel. Josef wünschte unter
diesen Umständen die Wiederherstellung des Friedens, aber Kaunitz drängte zur Fortsetzung
des Krieges und zur Erneuerung des Bündnisses mit Rußland, welches in der That 1789
auf weitere acht Jahre erstreckt ward.
An dem zweiten Feldzuge (1789) nahm Joses nicht mehr persönlich theil. Der nnans-
gesetzten aufreibenden Thätigkeit eines rastlosen Geistes war endlich der an sich nicht allzu
kräftige Körper erlegen. Im April stellte sich ein Bluthusten ein. Zwar erholte sich Josef
so weit, daß er das Zimmer wieder verlassen und im Mai nach seinem geliebten Laxenbnrg
übersiedeln konnte, wo er, unter den prächtigen Kastanienbäumen sitzend, die balsamischen
Sommerlüfte in seine wunde Brust einsog. Im Herbste kehrte er in die Hofburg in Wien
zurück, die er lebend nicht mehr verlassen sollte. Trotz zunehmender Krankheit verfolgte er
noch von seinem Schmerzenslager aus mit steter Aufmerksamkeit den Gang der Ereignisse
auf dem Kriegsschauplatze, wo damals Coburg, mit Snwarow vereint, den glänzenden Sieg
bei Fokschani am Rimnik erfocht, während den Befehl über die Hanptarmee des Kaisers
der alte Laudon übernahm. Die Einnahme Belgrads durch diesen war der letzte Lichtstrahl,
der Josefs sturmbewegten Lebensabend erhellte.
Sonst aber schien sich Alles gegen den unglücklichen Kaiser verschworen zu haben.
Der König von Schweden griff die Russen an. Gegen Josef nnd die Czarin bildete sich eine
Allianz Preußens mit den Seemächten zu dem Zwecke, die voraussichtlichen Eroberungen
der kriegführenden Mächte zu verhindern. Selbst mit den Polen setzte sich Friedrich
Wilhelms II. Minister Hertzberg in Verbindung, iudem er in der sogenannten Patrioten-
partei die Hoffnung anf die Wiedergewinnung Galiziens weckte. „Und in dieser Lage",
schrieb damals Kauuitz an Merey, „haben wir auf der eiueu Seite einenAlliirten(Rußland),
der schon jetzt in einen doppelten Krieg (mit der Türkei und Schweden) verwickelt ist; auf
der anderen Seite haben wir eiueu Alliirteu, bei dem es so weit gekommen ist, daß dessen
Ministerium nicht einmal mehr wagen darf, vor der Nationalversammlung den Namen
unserer Allianz laut auszusprechen." Denn schon erhob im Westen Europas die französische
Revolution gewaltig nnd drohend ihr Haupt; schon trieb der Stnrm die ersten Keime ihrer
Ideen in das benachbarte Belgien hinüber.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch