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von den Gesinnungen Bonapartes absah, der sich rühmte, daß er Venedig dem Kaiser nur
geliehen habe und daß dieser es nicht lange behalten werde. Vor Allem aber wurde der
Friede von Campo Formio dadurch auch für Österreich zum Verhängnisse, daß er den
Untergang des deutschen Reiches besiegelte. Zwar ist es an sich nicht wunderbar, daß das
heilige römische Reich deutscher Nation, das zu einer, wenn auch durch das Alter ehr-
würdigen Tradition herabgesunken war, eine Zeit, welche allen historischen Überlieferungen
den Krieg erklärte, uicht zu überdauern vermochte; aber den letzten Impuls zum Untergange
des alten deutschen Reiches gab doch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich.
Lange genug hatte sich der Kaiser wider diese Zumuthuug gesträubt. Noch zu Leoben
hatte man die Abtretung als unvereinbar mit dem Kröuuugseide des Kaisers abgelehnt
und sich blos zur Anerkennung der „constitntionellen Grenzen" Frankreichs, das ist zum
Verzicht auf jene Gebiete bereit gefunden, welche die Constitution vom 22. August 1795
als iutegrireude Bestandtheile der Republik bezeichnete. Aber bei den Verhandlungen zu
Udiue tauchte die Frage nach der „natürlichen Grenze Frankreichs" von neuem, und zwar
in einer Weise auf, bei der man nicht etwa zwischen Venedig uud dem Rheni, sondern
zwischen diesem und dem Kriege zu wählen hatte, und wenn jetzt der Kaiser seine Über-
zeugung dem Frieden zum Opfer brachte, so kann ihn dafür zum mindesten kein schwererer
Vorwurf treffen als Preußen, das schon zuvor das gleiche Zugestäuduiß den Franzosen
gemacht. Verhäuguißvoll für die Zukunft des Reiches aber wurde das Zugeständniß erst
dadurch, daß sich in Verbindung damit die Frage uach Entschädigung der am linken Rhein-
ufer angesessenen Fürsten erhob und daß, da diese nur in Säkularisationen zu finden
war, mit dem Zusammenbruche der geistlichen Stifte, anf denen zuletzt die alte Coustitutiou
des Reiches vornehmlich beruhte, auch dieses selbst in Trümmer sauk.
Die verfassungsmäßige Einwilligung des Reiches zur Abtretung des linken Rhein-
ufers an Frankreich zu erlangen war die Aufgabe, welche der Rastatter Congreß zu lösen
hatte. Der Congreß vermochte indeß nur den ersten Theil seiner Aufgabe, die Frage des
linken Rheinufers, zu Ende zu führen. Der zweite Theil, die Ausmittelung uud Feststellung
der zugesagten Gebietsentschädigungen blieb ungelöst, da die neuen gewaltsamen Eingriffe
des französischen Direktoriums in die Verhältnisse der Nachbarstaaten, die Gefangennehmung
des Papstes, die Umwandlung des Kirchenstaates in eine römische und der Schweiz in eine
helvetische Republik die Bildung einer neuen Coalition zwischen Österreich, England,
Rußland, Schweden, der Pforte, Portugal und Neapel zur Folge hatte, so daß der Krieg
bereits wieder in vollem Gange war, als die von dem Kongresse zu Rastatt abreisenden
französischen Gesandten ermordet wurden.
Während Bonaparte in Egypten und Syrien weilte, erstritten die Verbündeten ihre
ersten Erfolge. Zwar die voreilige Besetzung Roms büßten die Bourbons von Neapel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch