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Bündnisse vom 11. April förmlich bestätigten: aber erst mit der Verbalnote vom
3. September warf Österreich die Maske völlig ab. Es war indessen von schlimmer Vor-
bedeutung für den Verlauf dieses dritten Coalitionskrieges, daß Preußen, trotz aller
UmWerbungen Rußlands und Österreichs, wo sich jetzt die Einsicht in die Ersprießlichkeit
einträchtigen Zusammenstehens in gemeinsamer Gefahr Bahn zu brechen begann, neutral
blieb und erst als es bereits zu spät war, den Potsdamer Vertrag einging, sowie daß die
süddeutschen Staaten, Baden, Württemberg und Baiern sich theils aus Furcht, theils um
augenblicklicher Vortheile willen Napoleon offen in die Arme warfen. Und nicht minder
verhänguißvoll war es, daß Österreichs größter Feldherr Erzherzog Karl, der schon früher
dem Anstürme der Kriegspartei von dem Posten eines Kriegsministers gewichen war,
hinter dem Heerverderber Mack in zweite Linie trat, während gerade in diesem Feldzuge
Napoleons militärisches Genie in besonders glänzendem Lichte strahlte.
Österreich stellte drei Armeen ins Feld: die eine in Italien unter Erzherzog Karl,
eine zweite unter Erzherzog Johann in Tirol, eine dritte unter General Mack in Deutsch-
land. Allein Napoleon setzte mit dem Heere, das vier Wochen zuvor noch am Ocean —
angeblich zur Landung in England — bereit gestanden, über den Rhein und drang, verstärkt
durch seine dentschen Verbündeten, so rasch vor, daß die österreichische Armee in Kürze
überflügelt und vom Rückzüge abgeschnitten war. Mack, von den Franzosen in Ulm ein-
geschlossen, mußte mit 23.000 Mann die Waffen strecken. Es war ein Unglück, welches —
wie Gentz sich ausdrückt — die Seele vernichtete und das Denken aufhob.
Die österreichischen Erblande lagen dem Sieger offen. Der Rest der österreichischen
Armee uud die verbündeten Russen hielten Napoleon fast nirgends stand, als er die Donau
abwärts zog. Kaiser Franz verließ Wien, wo Murat am 13. November 1805 einrückte,
während Napoleon sein Hauptquartier in Schönbruuu nahm.
Die Ulmer Katastrophe entschied auch den italienischen Feldzug. Erzherzog Karl
vereinigte sich, als er jene Hiobspost erfuhr, mit seinem Bruder Johauu und führte die
Truppen nach Ungarn. Aber bevor er sich noch gegen Napoleon wenden konnte, war die
letzte Entscheidung in Mähren erfolgt, wo sich bei dem russisch-österreichischen Heere die
Kaiser Franz und Alexander persönlich eingefunden hatten. Am 2. December 1805 — am
ersten Jahrestage der Krönung Napoleons zum Kaiser der Franzosen — kam es zur
Schlacht bei Austerlitz, unfern Brünn, die morgens um siebeu Uhr begann, während ein
dichter winterlicher Nebel die Gegend bedeckte, der erst später von jener blutrothen „Sonne
von Austerlitz" überwunden wurde, von der dann Napoleon so gerne als von seiner
Glückssonne zu sprechen pflegte. Denn er blieb Sieger in dieser „Dreikaiserschlacht".
Mit der Katastrophe von Austerlitz „sauk die letzte Hoffnung von Europa", dessen
ferneres Schicksal jener im Primatialsaale zu Preßburg uuterzeichuete Friede besiegeln zu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Volume 3
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Volume
- 3
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.64 x 22.39 cm
- Pages
- 278
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch