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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Klaps wegkriegte. Aber gemütlich war's doch, besonders wenn Vater guter Laune war, Mutter und wir Kinder waren's ja immer! Und die Wohnung, das Ameublement— wie einfach war das alles! Ein Schlaf-, zugleich Speisezimmer, ein Entree—zugleichSchreibzim- mer, darin ich auch schlief, und eine gute Stube, euphemistisch Sa- lon genannt. Dabei herrschte viel Geselligkeit. Im Sommer traf man sich im ,,Kiosk", wo die Regimentskapelle konzertierte, am ,,Gilschwitzer Berg" und bei besonderen Gelegenheiten im „Park". Für die reifere Jugend gab's Ballester und Kegelspiel, für die eigentlicheJugend das Reifspiel. Im Winter erfreute man sich am vorzüglich geleiteten Theater. Räuber- und Ritterstücke, namentlich aber Stücke mit pa- triotischem Einschlag bevorzugte ich in erster Linie. Dabei wurmte es mich, wenn Offiziere über die Bühne gingen, die die preußische und nicht die von mir so glühend geliebte kaiserliche weiße Uniform trugen, zumal sich damals in der Grenzstadt schon eine gewisse Span- nung zwischen hüben und drüben geltend machte. Von einfachstem Zuschnitt waren die gesellschaftlichen Unterhal- tungen. Kaffee- oder Schokoladejausen, viel Gugelhupfund Sträußel- kuchen. Herren waren selten anwesend, da bei dieser Gelegenheit strenges Rauchverbot herrschte. Bei Abendgesellschaft gab's einen Braten und einen kleinen Nachtisch. Man blieb lange sitzen, medi- sierte und kannegießerte wie heute, doch immer mit einer gewissen Deferenz vor allem, was Obrigkeit hieß und bedeutete. Natürlich fanden sich auch gesellschaftliche Kristallisationspunkte — schle- sische Adelsfamilien, der Statthalter usw., wogegen die Industriellen und die reichgewordenen Geschäftsleute noch keine gesellschaftliche Rolle spielten. Der Geburtstag des Kronprinzen Rudolf, 20. August 1858, steht mir noch im Gedächtnis. Tags zuvor war schon alles in Spannung, ob loi oder 21 Kanonenschüsse erdröhnen würden. Als dann der 22. Schuß fiel, jubelte die ganze patriotisch und dynastisch fühlende Stadt. Der Silvesterabend 1858 erbrachte die neue Geldwährung, offiziell „Wiener Währung" genannt. Noch in jüngster Zeit spielt das ,,Sech- serl" eine Rolle, trotzdem seit 28 Jahren die Wiener Währung durch die Gold-, resp. Kronenwährung verdrängt wurde. Ein Beweis des konservativen Sinnes der Bevölkerung. Damals brachte der Vater das neue Geld ins Haus, und eine Düte voll funkelnagelneuer „Neu- kreuzer" setzte mich in helles Entzücken. Das Jahr 1859 begann als Typus eines auf Tradition haltenden, wohlerzogenen Kriegsjahres. Ich denke da nicht an den berüchtigten 10
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
Geschichte Nach 1918
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