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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Jahren 1848/49 viele Elemente mit hohem Bildungsgrad in der Armee Aufnahme gefunden, die vorher anderes aspiriert hatten. Die Ausbildung in den Kadetteninstituten war wohl eine durch- aus genügende, dagegen sah's mit derErziehung schlechter aus. Diese war fast ausschließlich den Aufsichtsunteroffizieren anheim gelegt. Es gab unter ihnen tüchtige und brave Männer, doch konnten sich die meisten das persönliche Ansehen nur durch ihre Dienstgewalt verschaffen. So wurde mancher frohe Knabensinn gebrochen, Augen- dienerei, Duckmäuserei und Servilität groß gezogen. Eigenschaften, die durch das militärische Leben oft noch fortgebildet und kaum je wieder ausgemerzt wurden. Ein geistvoller hochgestellter Offizier sagte treffend: „Wir wurden zu Zöglingen und nicht zu Männern erzogen." Psychischen und ethischen Ausbildungsmomenten wandte man ge- ringe Bedeutung bei. Musik, Gesang, Anstandslehre wurden nicht gepflegt, und wenn einer derartige freie Künste von Hause mit- brachte, wurde er fast wie ein unmilitärischer Weichling an- gesehen. Hart soll ja die militärische Aufzucht sein, doch nicht derb, wie sie es damals häufig war. Natürlich war alles streng geregelt. OhneKommando gab's keine Verrichtung. SelbstzumWaschen wurden wir viertelweise imMarsch- tempo geführt. Unübertrefflich war bei uns allen das anbetungsbereite, kaisertreue Empfinden, dem auch das Lehrpersonal die größte Aufmerksamkeit zuwandte. In den Winter^) 1863/64 fiel der Bundesfeldzug gegen Dänemark. Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz erregten unser größtes Inter- esse. Den Gipfelpunkt bildete das Seegefecht bei Helgoland. Von jenem Momente an wollte ich unbedingt Zögling der Marineschule und natürlich einst ein Seeheld werden. Diese Schwärmerei, die ^) Vor Beginn dieses Winters wurde mein Vater zum Oberstaatsanwalt in Lemberg ernannt, nachdem sein Vorgänger auf diesem Posten, inBekämpfung der revolutionären Bewegung, auf offenerStraße ermordet worden war. Diese Bewegung verfolgte denZweck, die in Russisch-Polen ausgebrochene Revolution zu fördern und sich im gegebenen Falle auch gegen die einheimische Regierung zu kehren. Von dieser wurde die Verfolgung der revolutionären Elemente wohl ernst betrieben, in der Gesellschaft aber— und nicht nur in der polnisch- nationalen— gab sich viel Sympathie für die Aufständischen kvmd, die im geheimen manchen Händedruck erhielten. Einer jener Fälle, wo man wollte und doch nicht wollte! Dies erschwerte das Amt der maßgebenden Persön- hchkeiten, was für meinen ehrgeizigen Vater, den typischen Repräsentanten von Zucht und Ordnimg, nur ein weiterer Ansporn war. Er blieb auf diesem exponierten Posten 9 Jahre. Mittlerweile hatte sich das Regierimgsprinzip geändert, und der feuereifrige Beamte war der neuen Richtung unbequem. 16
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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