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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Landwehren, in ihrer späteren Ausgestaltung spezifisch österreichisch- ungarische Annexe, fristeten bereits ein embryonales Dasein. Die Einjahrig-Freiwilligen-Institution begann sicheinzuleben, undderRuf nach einem einheitlich gebildeten Offizierskorps wurde vernehmbar. Es würde zu weit führen, die schweren Geburtswehen des Volks- heeres, die mächtigen Strömungen zu schildern, die sich anfänglich dagegen geltend machtenund die selbstvon sehr erleuchteten Köpfen, wie Heß und John, ausgingen. Tatsächlich war es auch staunens- wert, daß in einem so verschiedenartig zusammengesetzten Staats- körper, dessen Glieder oft die entgegengesetztesten Tendenzen ver- traten, ein Volksheer sich durchzusetzen vermochte und 50 Jahre später— im Weltkriege— schließlich doch die ernsteste Probe be- stehen konnte. Von den kolossalen Unterschieden nach Herkunft, Vorbildung und Alter in der Zusammensetzung des Offizierskorps habe ich schon erzählt. Mit Deutlichkeit erkannte ich dies, als ich einmal mit einem Kameraden, gleichfalls einem Leutnant, als Gerichtszeuge fungierte und wir beide das Nationale abgaben. Er: Leutnant Josef Bauer, geb. zu X., 42 Jahre alt. Ich: Leutnant M. R. v. A., geb. zu Troppau, 19 Jahre alt. Wir hatten Hauptleute, hohe Fünfziger, die den Dienst zuFuß machen mußten, da damals nur einHauptmann per Bataillon beritten war. Danebenwaren etlichejungestrebsameoder streberische Kapitäne, die den hauptsächlichen Nachwuchs für Stabsoffiziere abgaben. Manche unter ihnen besaßen eine umfangreiche allgemeine Büdung. Die militärischen Fachwissenschaften wurden aber merk- würdigerweise nur oberflächlich tmd ohne rechtes System behandelt. Ein solches existierte fast überhaupt nicht. Alles war Versuch, oft mit düettantischer Auffassung. Aus dem strengen Paradedrill sprang man flugs in den sog. freiheitlichen Modus, was nicht ohne Lockertmg der Disziplin vor sich ging, um so mehr als die alten Unteroffiziere fastganz aus den Reihenverschwandenund diegrundfalscheAnschau- ung Boden gewann, daß sich straffe Zucht und exakte DetaUausfüh- rung mit Intelligenz und geistvoller Auffassung des Kriegsmetiers nicht vertrügen. An Fleiß und Arbeitslust fehlte es durchaus nicht, doch war man sich über die zu erreichenden Ziele im imklaren, die daher oft wechselten. Zum Nutzen des Staates nahm man die Bewaffnung der Infanterie mit dem ausgezeichneten Werndlgewehr vor. Dazu schuf man die große Gewehrfabrik in Steyr, die sich stets, im Weltkrieg aber ganz hervorragend bewährte. Mit diesem Gewehr in der Hand wurde man sich langsam der Schützentaktik bewußt, vorerst durch häufigeren Schießgebrauch. 34
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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