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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Welch heftige Stürme zogen seither über Adrianopel, die ehemalige Türkenmetropole! Und wie merkwürdig ist deren Wiedereroberung durch die Türken (Sommer 1913), die im Grunde durch einen selb- ständigunternommenen Handstreich des damaligen MajorsEhverPa- schabewirktwurde. Dieser ist einedermerkwürdigstenErscheinungen der kriegerischen letzten Jahre. Halb Genie, halb Freibeuter, seinem Vaterland mit Fanatismus ergeben, der Dynastie aber nur insoweit, alssich'smitdenInteressenseinesVaterlandesvertrug.FürdieZentral- mächte war er zweifelsohne eine besonders wertvolle Persönlichkeit. DieBahn endete damals gleich westlichPhilippopel,undmanmußte von da an die hundert Kilometer bis Sofia per Achse zurücklegen. Hin verräterischer Kutscher fuhr mich in wildes Waldterram, aus dem er angeblich nicht mehr herausfand. Eine Falle. JMit ge- spanntem Revolver hieß ich denSchurken denWeg fortsetzen, dessen- ungeachtet, daß sein Wagen in Fransen ging. Plötzlich traten sechs Bewaffnete aus dem Dickicht. Ich glaubte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Da sah mein militärisches Auge die gleichmäßige Bewaffnung der Bauerntracht tragenden Männer. Es war eine Miliz- patrouüle, die als Sicherungsassistenz im Terram streifte. Mit böh- mischen Brocken verständigte ich mich notdürftig. Der Kutscher wurde verhaftet, und ich stelzte noch zehn Kilometer weit überStock und Stein nach Ichtiman zum Richter. InSofia, dieserdamalsschonmächtigaufstrebendenStadt, herrschte just das Interregnum Stambulow. Alexander von Battenberg hatte auf russisches Geheiß Bulgarien verlassen. Die Kandidatur des Koburgers wurde aber vorerst noch geheim betrieben. Rußland, un- bedingt dagegen, drangsalierte das I.and durch seinen Kommissär, General Kaulbars. Österreich-Ungarn, im geheimen dafür, legte dennoch dem Prinzen die größten Schwierigkeiten in den Weg, so daß er sich völlig ins I,and schleichen mußte. Während meiner Anwesenheit in Sofia gingen die Wogen besonders hoch, worüber ich Einzelheiten von memem Akademiekameraden Perakovic erfuhr, den ich dort als bulgarischen Rittmeister und ehe- maligen Stallmeister des Fürsten von Battenberg fand. Mit ihm be- suchte ich die Schlachtfelder von Slivnica, auf denen er— 1885— in der Suite des Fürsten mitgekämpft hatte. Er erzählte wenigRühm- liches über das Verhalten der Serben. Das hohe Selbstgefühl der jungen bulgarischen Armee war in die Augen springend, deren Zu- stand auch ein vortrefflicher — mindestens äußerlich. Innerlich standen die Anhänger und Gegner Rußlands einander schroff gegen- über, wobei erstere in der Majorität waren. Dies blieb auch so, bis der Weltkrieg den großen Wandel schuf. Auf f enberg 65
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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