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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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geführt wurden, kam ich zu jener nach Agram als Lehrer der Taktik und Stellvertreter des Kommandanten. Wenngleich mir dadurch das Regimentskommando für ein weiteres Halbjahr entging, inter- essierte mich die neue Institution doch sehr imd gab mirGelegenheit, mich mit meinem Lieblingsthema eingehend zu beschäftigen. In das folgende Jahr— ich weilte eben damals mit meiner Familie bei den Schwiegereltern zu Besuch— fiel das große Erdbeben in Lai- bach. Dieses erschütternde Naturphänomen trat in der Nacht vom Ostersonntag auf -Montag ein, nachdem unmittelbar vorher ein jäher Kälterückfall der sommerlichen Wärme gefolgt war. Der erste Stoß glich einer furchtbaren Dynamitexplosion. Die Fenster der Häuser fielen auf die Straße, in den Zimmern stürzten die Öfen ein, schwere Kasten wurden umgestoßen, und die Türen verankerten sich derart, daß man sie aufbrechen mußte. Als wir im Nachtkleide aus dem geborstenen Haus flüchteten, fingen durch die Erderschütterung die Glocken an zu läuten, und die Sterne glitzerten durch die klaffen- den Sprünge der wankenden Mauern. Hunderte von Menschen in den abenteuerlichsten Kostümen heulten, beteten, fluchten auf den Straßen und Plätze?n, und wenn ein neuer Stoß einsetzte, schrie die entsetzte Menge zum Himmel. Nicht weniger als 140 Stöße zählten wir bis zu den Morgenstunden. Ich habe im Leben fast alles mit- gemacht, was ein Mensch mitmachen kann, aber kaum etwas hat mich mehr erschüttert als jene Osternacht 1895. Im Frühjahr 1895 erhielt ich das Kommando des in Budapest dislozierten Infanterieregimentes Markgraf von Baden Nr. 23. Ich stand nur w^enige Wochen an der Spitze dieses ausgezeichneten Re- gimentes, das ich, als ich eskaum ins Übungslager bei Püiscsaba ge- führt hatte, verlassen mußte, da ich telegraphisch zur Übernahme des Regimentes Nr. 78 nach Essegg befohlen wmrde. Dort hatte es dienstliche und sonstige Unannehmlichkeiten gegeben, die ich hätte schlichten sollen— eine ehrenvolle Mission, die mich persönlich aber hart traf, da ich durch diese Kommandierung im Zeiträume eines halben Jahres die dritte Übersiedlung bestreiten mußte, was unserer ohnedies nicht allzustraff gefüllten Börse wehe tat. Essegg war damals eine vollkommen deutsche Stadt, in der nur nebstbei kroatisch (serbisch) gesprochen wurde. In der Drauniede- rung gelegen, bietet sie ein Paradies für Jäger. Neben einerUnmenge von Sumpf- und Wasservögeln gab es Hochwild, wie es wohl nicht häufig inEuropavorkommt. NördlichderDrau,mdenunermeßlichen Erzherzog Friedrichschen Forsten von Belye, fanden sich auch fast alle Potentaten als Gäste des Erzherzogs ein, was dieser Krösus unter den kaiserlichen Prinzen leicht tragen konnte. 74
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang