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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Kärntensund Südsteiermarks, bis an die Drau. Dieser ganze Staaten- komplex sollte als Königreich Kroatien das dritte Glied im Bunde der Monarchie darstellen. Rechtsgründe sind bei staatsrechtlichen Fragen imd Streitfällen immer zu finden, besonders wenn man sich auf die vielfach vagen Aufzeichnungen einer grauen Vorzeit beruft. Sie sind übrigens stets eher Macht- oder Gewalt- als Rechtsfragen. In diesem Falle stützte sich Stardevic auf den ersten Pakt, den die Kroaten 1527, bald nach Mohacs, in Cetinmitdem Kaiser ausdemHauseHabsburg geschlossen hatten, sowie auf die Pragmatische Sanktion vom Jahre 1712 (also IG Jahre vor der mit Ungarn vereinbarten Sanktion). Somit galt die Tatsache, daß diese beiden grundlegenden Staatsakte seitens Kro- atiens vollkommen selbständig, ohneVermittlungUngarns gesclilossen wurden, für die Kroaten als Hauptmotiv für die Erlangung der vollen staatsrechtlichen Selbständigkeit. Den früher bezeichneten politischen Hauptgruppen stellte sich die alte Unionistenpartei als eigentliche und vom offiziellen Ungarn ge- stützte Regierungspartei gegenüber. Sie fußte auf dem Standpunkte des 1868 zwischen Ungarn und Kroatien geschlossenen Ausgleiches, der allerdings für Kroatien mehr ein Oktroi als ein Ausgleich war, da er unter Ausschluß der in jeglicher Hinsicht so bedeutungsvollen Militärgrenze perfektioniert worden war: ein spezielles Werk des Grafen Julius Andrassy. Nicht mit Unrecht hatte er in der Müitär- grenze eine Art habsburgischer Hausmacht oder Prätorianergarde erblickt, die das selbstherrliche Ungarn jederzeit im Rücken hätte fassen können. Er hatte auch, sobald der 1868er Ausgleich unter Dach und Fach gebracht worden war, die Provinzialisierung der Militärgrenze aufs energischste betrieben. Berühmt ist der Deak- sche Ausspruch bei Beginn derAusgleichsVerhandlungen, daßUngarn den Kroaten ,,ein Blatt weißen Papiers" übergeben werde, auf das die Kroaten ihreWünsche schreiben könnten. Auf dieses Blatt mochte wohl vorher immerhin vieles geschrieben worden sein— etwa mit sympathetischerTinte—, was dann erst später, bei richtigerBehand- lung, ans Tageslicht gelangte. Fast könnteman dies wörtlichnehmen, da etliche Jahre später im Originaldokumente tatsächlich einige nicht unwesentliche Korrekturen entdeckt wurden und auch die Ursache von Interpellationen im kroatischen Landtag büdeten. Der so zustande gekommene Ausgleich wurde in einer fürUngarn liberalen Weise ausgelegt, was oft zu recht unangenehmen, an Auf- stände gemahnenden Vorkommnissen führte. Wien— worunterman vornehmlich die obersten Ingerenzen verstand— sah dem ziemlich teilnahmslos zu, wenngleich man nicht ganz grundlos voraussetzte, 100
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
Geschichte Nach 1918
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