Page - 111 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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— einen vollen Erfolg erbrachte. Es gelangten 40 Stiftungs-
plätze mit einem jährlichen Fruchtgenuß von je 400 Kronen zur Ver-
teilung; für die damaligen Preisverhältnisse in jenen abgelegenen
Gegenden eine nicht zu unterschätzende Summe. Ich entsinne mich
nicht, daß es bei uns einem einzelnen Manne in nicht offizieller Stel-
lung je gelungen wäre, alten Kameraden eine relativ so bedeutende
Hilfe zuzuführen, überdies unter Modalitäten, die einen günstigen
politischen Effekt auslösen konnten, wenn man die Förderung dy-
nastischer Interessen als Ziel ansieht, was bei meinem Motiv der Fall
war. Aufrichtig erfreut über das rasche und gute Gelingen dieser Ak-
tion hätte ich doch auch gerne irgendein anerkennendes Wort für
meine Leistungen gehört. Schließlich ist das menschlich und ent-
sprach meinem ganzen Erziehungs- und Werdegang. Doch so ein
Wort kam nicht, weder von oben noch von unten, wedervom Staate
noch vom Lande, und wie so oft in meinem Leben mußte ich auch
da die Befriedigung in der eigenen Brust suchen.
Im Jänner begann ich meine Inspizierungstouren, die mich zu-
nächst zu den ungarischen und galizischen Korps führten. Ich ge-
wann einen günstigen Eindruck, fand überall ein qualifiziertes Lehr-
personal, und es galt nur die entsprechende Richtimg zu geben, um
mit Sicherheit auf ein gutes Resultat zu rechnen. Ende März be-
sichtigte ich die Korpsschulen in Agram und Sarajewo. Diese Reise
sollte der Ausgangspunkt einer erweiterten Tätigkeit werden, die
dann ins politische Gebiet hinüberspielte.
Ich erhielt nämlich vom Kriegsminister den Auftrag, mir die Ver-
hältnisse im Okkupationsgebiet genau anzusehen— sowohl in mili-
tärischer, als auch in politischer Hinsicht. Dies erwies sich als not-
wendig, da die einlaufenden Berichte ein wechselvolles und wenig
erfreuliches BÜd boten.
Ein ähnliches Verlangen stellte auch der Chef des Generalstabes
an mich, dem esum die konkreten Vorsorgen zu tun war, die damals
in ernsthafter Beratung standen, imd deren Ergebnisse seinen Wün-
schen so wenig entsprachen. Insbesondere konnte er sich mit den
Ansichten und Maßnahmen des damaligen kommandierenden Gene-
rals und Landeschefs in Sarajewo, Feldmarschalleutnant Winzor,
nicht einverstanden erklären. Dafür war er für den Müitärkomman-
danten in Zara, Feldzeugmeister Varesanin, sehr eingenommen.
Dieser streberische Mann war zweifelsohne sehr rührig, — nament-
lich in politischer Beziehung— wobei es ihm auf kleine Zettelungen
nicht weiter ankam. Er trachtete eifrig, sich der katholischen Alba-
nesen zu versichern, für die er dann auch tatsächlich Waffen und
Munition in Bereitschaft setzte. Müitärpolitisch mochte dies ganz
III
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Eine Lebensschilderung
- Title
- Aus Österreichs Höhe und Niedergang
- Subtitle
- Eine Lebensschilderung
- Author
- Auffenberg von Komarów
- Publisher
- Drei Masken Verlag München
- Location
- München
- Date
- 1921
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.4 x 21.6 cm
- Pages
- 536
- Categories
- Geschichte Nach 1918