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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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auch diese Klippe umschiffen. Ein Vorgefühl, das durch die Tat- sachen bestätigt wurde. Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten mit meiner häuslichen Installierung. Doch nach einigen Monaten bezogen wir eine Villa, die zwar klein, fast unansehnlich war— sie besaß vier Zimmer und zwei Mansarden—, doch eine wundervolle Lage und einen reizenden Garten hatte. Mit dem herrlichen Ausblick auf Sarajewo, das Mil- jadkatal und die Berghänge, bot uns dieses kleine Heim mehr Be- hagen als alle andern frühern und spätem Wohnsitze. Wie ja die zwei Jahre, die wir in Sarajewo verbrachten, überhaupt zu den glücklichsten und angenehmsten meines Lebens zählten. In den bosnischen Bergen machte sich schon der Winter geltend. Dennoch ermöglichten es die guten Straßen, daß ich bei den Inspi- zierungsfahrten fast überallhin mit meinem Dienstauto gelangen konnte. Die reizvollen Gegenden, die an die schönsten Partien Steier- marks gemahnen, ließen mir jede solche Fahrt nicht nur militärisch interessant, sondern wie eine Vergnügungsfahrt erscheinen. Und auch dienstlich fühlte ich mich in meinem Element. Viele Truppen auf erhöhten Ständen, die Ereignisse des vergangenen Winters und Frühjahrs noch im Nachzittern. Man hatte den Eindruck, daß der endgültige Ausbruch nicht aufgehoben, nur aufgeschoben sei. Fast konnte man den Gemeinplatz von der ,,mit Pulverdampf geschwän- gerten Luft" anführen. Die Unterkünfte der Truppen waren über- dies an vielen Orten nur notdürftig, an manchen vollkommen un- zureichend. Da hieß es schaffen und sorgen, doch wohl auch kämpfen. Dies alles entsprach meinem Naturell. Wenige Wochen nach meiner Ernennung zum Kommandierenden General wurde mir die Würde eines Geheimen Rates^) verliehen, die mir insofern überraschend kam, da sie gewöhnlich erst nach einer längeren Amtsdauer gegeben wurde. Fast gleichzeitig ereilte mich die Trauerkunde vom plötzlichen Tode meines Bruders Franz, der als Chefarzt eines Schützenregiments in der Trienter Gegend inspizierte und vom Herzschlag dahingerafft wurde. Ich beklage den Heimgang meines lieben fröhlichen, allzeit hilfsbereiten Bruders noch heute. Anfang Dezember legte ich in Wien meinen Geheimen Ratseid ab, und konnte über die Verhältnisse in Bosnien Günstiges berichten, wenigstens insoweit es auf den Geist und die Verfassung der Truppen Bezug nahm. Dem Kriegsminister trug ich die vielen Mängel vor, die die Einquartierung der Truppen betrafen, und brachte zur Be- ^) ,, Geheimer Rat" bedeutete in der alten Monarchie die oberste Hofwürde, besaß aber ansonst nur einen dekorativen Wert. 130
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
Geschichte Nach 1918
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang