Page - 31 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Oswald Redlich (1858–1944) 31
waren Julius von Ficker, Alfons Huber, Engelbert Mühlbacher und Arnold Busson. 1879
ergriff Redlich die ihm durch Ficker gebotene Gelegenheit, nach Wien zu gehen, wo er
1879 den XIII. Kurs des IÖG absolvierte und nun auch zum Schüler Theodor von Sickels
wurde3. 1881 promovierte er bei Ficker in Innsbruck und legte auch die Institutsprüfun-
gen ab4. 1882 trat er in den Archivarsdienst im k. k. Statthaltereiarchiv Innsbruck ein, sein
Chef war der Tiroler Historiker David von Schönherr.
Redlichs umfangreiche wissenschaftliche Tätigkeit in der Frühzeit der 1880er Jahre
umfasste erstens die narrativen Quellen des Mittelalters, zweitens bereits das später durch
seine Studien berühmt gewordene Gebiet der Privaturkunden, dem er seine von Sickel
inspirierte Institutsarbeit über die Brixner Traditionsbücher widmete, drittens die Tiro-
ler Lokalgeschichte. Gemeinsam mit Emil von Ottenthal verzeichnete Redlich in dieser
Zeit die Archivalia der Tiroler Privatarchive. Er plante, durch Archivreisen angeregt, eine
mehrbändige Tiroler Urkundensammlung, eine Verwirklichung dieses großangelegten
Planes sollte jedoch nur in Ansätzen gelingen5. Zudem führten geförderte wissenschaft-
liche Sommerreisen den jungen Historiker im Auftrag Sickels und des IÖG nach Nürn-
berg, Regensburg und München. Dort erfasste Redlich die Diplome der letzten deutschen
Karolinger6. Bereits ab 1879 fungierte Redlich als Redakteur der MIÖG. 1887 heiratete
er Wilhelmina „Minna“ von Walde und gründete mit ihr eine Familie, aus der fünf Kin-
der hervorgingen. Ebenfalls 1887 habilitierte er sich für Historische Hilfswissenschaften
an der Universität Innsbruck7, 1890 gelang ihm die Erweiterung der Lehrbefugnis auf
Österreichische Geschichte8. Schließlich erreichte Redlich, nachdem er bereits ab 1892
3 Santifaller, Redlich (wie Anm. 1) 13 ; Ders., Das Institut für österreichische Geschichtsforschung. Fest-
gabe zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Wien Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Veröff. des IÖG
11, Wien 1950) 109 ; Alphons Lhotsky, Geschichte des Instituts für österreichische Geschichtsforschung
1854–1954 (MIÖG Erg.-Bd. 17, Graz/Köln 1954) 178f.
4 Archiv der ÖAW, PA Oswald Redlich, handgeschriebener Lebenslauf.
5 Santifaller, Redlich (wie Anm. 1) 44f.
6 Ebd. 14.
7 Im Protokoll des Habilitationscolloquiums ist als Stellungnahme des Berichterstatters Arnold Busson zu lesen :
Im Hinblick auf die Habilitationsschrift [Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen vom 10. bis in das 14.
Jahrhundert. Acta Tirolensia, Urkundliche Quellen zur Geschichte Tirols I, Innsbruck 1886] wurde zunächst
der Begriff und die verschiedenartige Bestimmung des „Aktes“ dargelegt, worauf das Wesen der als „Acta“ zu bezeich-
nenden Privaturkunde gekennzeichnet wurde. Man ging dann auf die Mittel, welcher der Urkunde für ihren Beweis
zu Gebote standen, und setzte die persönliche Betheiligung der Urkunden und deren Beamter, im speciellen in der
deutschen und päpstlichen Kanzlei, auseinander. Anknüpfend an die ältesten im Original vorhandenen Exemplare
wurde die in ihnen auftretende Schrift als Minuskelcursiv charakterisiert, und dieselbe im Verhältnis zu früheren
und späteren Cursiven sowie in ihrer Bedeutung zur Schriftentwicklung überhaupt dargestellt. Dr. O. Redlich wußte
in allen einschlägigen Fragen Antwort zu geben […] Der Herr Habilitand zeigte sich überall wohl unterrichtet und
wußte sich gewandt zu orientiren. UAI, Phil. Habil. Akt. „Osw. Redlich“. 7. März 1887.
8 Redlich, Lebenslauf (wie Anm. 4).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625