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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Page - 43 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

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Oswald Redlich (1858–1944) 43 5. die „schmerzliche lieBe“ : das geschichtsBild der haBsBurgermonarchie in redlichs grossangelegten werken zur neueren geschichte österreichs Es war der deutschnationale Heinrich von Srbik, der Redlichs Fortsetzung der „Ge- schichte Österreichs“ Alfons Hubers als durchdrungen von der „schmerzlichen Liebe“ des Autors zu Altösterreich darstellte59. Was bedeutete das Attribut „schmerzlich“ in diesem Zusammenhang ? Galt Redlichs Liebe auch der Dynastie60 ? War Redlich Legitimist im engeren Sinne ? 5.1 Habsburg und Leopold I. im Kampf gegen Osmanen und Ludwig XIV.: Redlichs widersprüchliches Bild von der Herausbildung des österreichischen Gesamtstaates Absolutistische Bestrebungen hätten die Habsburgerherrscher seit dem 16. Jahrhundert an den Tag gelegt. Im eigentlichen Schicksalsjahr der Frühen Neuzeit, 1620 nämlich, hätte sich Ferdinand II. erfolgreich mit der damals vorherrschenden religiösen Idee des Katholizismus verbunden61. So habe Ferdinand die böhmische ständische Revolte nieder- geschlagen und somit den Grundstein für die Staatswerdung der österreichischen Erb- lande gelegt62. Doch diese Erfolge Ferdinands II., so Redlich, der sich dezidiert gegen die 59 Heinrich von SrBik, Rezension, in : HZ 127 (1923) 118f. 60 Redlichs Habsburgerbild, das die dynastischen und religiös dominierten Ziele der Habsburger als Hindernis betrachtet, einen zentralistischen österreichischen Gesamtstaat zu erschaffen, der wiederum nur im Zusam- menhang mit dem „Reich“ wertgeschätzt wird, erscheint angesichts der Historisierung der Habsburgermonar- chie als „zusammengesetzter Staat“ (Thomas Winkelbauer) sowie der Dynastiepolitik des Herrschergeschlechts als „strukturelles Merkmal“ der Geschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Arno Strohmeyer) überholt. Vgl. Thomas WinkelBauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hau- ses Habsburg im konfessionellen Zeitalter 2 (Wien 2003) 196f. Arno Strohmeyer, Die Habsburger Rei- che 1555–1740 : Herrschaft – Gesellschaft – Politik (Darmstadt 2012) 7f. Gerade die militärische Schwäche des Habsburgerreiches, so eine einflussreiche These eines angelsächsischen Historikers, habe es nach 1648 zu einem begehrten Partner zwecks Erhaltung des europäischen Gleichgewichts gemacht. Charles Ingrao, The Habsburg Monarchy 1618–1815 (Cambridge 22000) 83f. Diese These ist ergänzend mit der von vielen bundesdeutschen Historikern vorgenommenen Aufwertung des Alten Reiches nach 1648 als eines föderati- ven europäischen Friedens- und Sicherheitssystems zu betrachten. Auch umstrittene Versuche, das Reich als „komplementären Reichstaat“ (Georg Schmidt) aufzufassen und den frühneuzeitlichen Deutschen ein Natio- nalgefühl zuzusprechen, stehen in keinem Zusammenhang mit Redlichs Thesen. Den Gedanken Redlichs, die dynastische Politik der Habsburger sei im Widerspruch zur Herausbildung eines geschlossenen Flächenstaates gestanden, hat zuletzt Michael Hochedlinger vertreten. Michael Hochedlinger, Austria’s Wars of Emer- gence. War, State and Society in the Habsburg Monarchy 1683–1797 (London 2003) 61f. 61 Oswald Redlich, Geschichte Österreichs. Begonnen von Alfons Huber 6 (Gotha 1921) 2f. 62 Ebd.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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