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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Page - 84 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

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84 Celine Wawruschka übernommene Idee der „popular university“. Ab 1895 wurden die ersten volkstümlichen Universitätskurse abgehalten. Die drei Wiener Stammvolkshochschulen gingen aus drei Vereinen hervor : aus dem „Volksbildungsverein“ von 1887 (VHS Margareten), aus der 1897 als Syndikat gegründeten, 1901 in einen Verein umgewandelten „Urania“ und aus dem 1901 von Hartmann gegründeten „Verein Volksheim“. Diese drei Volkshochschulen unterschieden sich in ihren Angeboten wesentlich voneinander und hatten auch unter- schiedliche soziale Schichten in ihrer Hörerschaft. Dennoch waren sie alle einem strik- ten politischen Neutralitätskonzept verpflichtet, das Hartmann bei der Konstituierung des Vereins Volksheim im Ballsaal des Veranstaltungsetablissements Ronacher im Jahr 1901 eindeutig ausdrückte : „Wir wollen ferne bleiben aller und jeder Politik, nicht aus irgendwelchen Rücksichten der Opportunität, sondern weil wir der Ansicht sind, dass die Politik nicht in die Schule und auch nicht in die Volksbildungsbestrebungen gehöre. Denn die Politik ist Sache der Parteien, und der Zweck unserer Bestrebungen soll nur die Verbreitung von Bildung und Wissen sein“93. Im Vergleich zu anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen hatten die Volkshoch- schulen einen vergleichsweise hohen Frauenanteil, sowohl unter den Teilnehmenden als auch unter den Vortragenden und Kursleitern94. Hartmann und andere zentrale Vertreter der Volkshochschulbewegung förderten Frauen als Vortragende und unterstützten in viel- fältiger Weise Aktivitäten, die heute als frauenpolitisch bezeichnet würden, die er selbst jedoch wahrscheinlich in erster Linie als volksbildende und nicht als politische Maß- nahmen gesehen haben muss, hätte er doch sonst seinem selbst aufgestellten politischen Neutralitätskonzept widersprochen : So fand 1906 die erste internationale Frauenrechts- konferenz im Volksheim Ottakring statt95. Im Jahr 1895 initiierte Hartmann die „volks- tümlichen Universitätskurse“, mit deren Leitung er selbst und der Philosoph Emil Reich beauftragt waren, in der Folge auch der Arzt und sozialdemokratische Politiker Julius Tandler ; Anton Menger, im Scherz der „rote Rektor“ (1895/96) genannt, war Obmann96. Die volkstümlichen Universitätskurse bestanden bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zu- mindest gleichrangig neben den frühen Volkshochschulen und kooperierten teilweise eng 93 Volker Thurm, Volkshochschulen, Volksbüchereien, in : Wien und der Wiener Kreis. Orte einer unvollende- ten Moderne, hg. v. Dems. (Wien 2003) 171–176, hier 171 ; vgl. auch Erika SwoBoda, Vom Waisenhaus zur Volkshochschule. Die Entwicklung des Hauses Galileigasse 8 in Wien (Diplomarbeit Universität Wien, Wien 2012) 24. 94 Vgl. Christian H. Stifter, Geistige Stadterweiterung. Eine kurze Geschichte der Wiener Volkshochschulen 1887–2005 (Wien 2005) : Teilnehmerinnen : 50 %, Kursleiterinnen 25 %. 95 Stephan GanglBauer, Christian H. Stifter, Robert StreiBel, Kein Ort des Verdrängens. Die Auseinan- dersetzung mit Austrofaschismus und Nationalsozialismus an Wiener Volkshochschulen, in : Jb. 2010. Doku- mentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Wien 2010) 146. 96 Vgl. die Aufzeichnungen Emil Reichs, abgedruckt in : Thurm, Volkshochschulen (wie Anm. 93) 172. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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