Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Page - 130 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 130 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

Image of the Page - 130 -

Image of the Page - 130 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

Text of the Page - 130 -

130 Petra Svatek wollte. Gustav Götzinger wies bereits 1954 darauf hin, dass Hassinger dadurch „mit seiner Erschütterung über den Zusammenbruch der Monarchie fertig zu werden versuchte“30. Tatsächlich kann von dieser Annahme ausgegangen werden. Hassinger wollte eine Staa- tenkunde aufbauen und ihre tiefgreifenden Wurzeln eruieren sowie einen jungen Staat einer länderkundlichen Analyse unterziehen. Ungefähr ein Drittel der Monographie setzt sich mit der Lage, der Landschaft und der Bevölkerung samt ihrer Volkskultur ausein- ander. Dabei definierte er unter anderem „Mitteleuropa“ neu, indem er zwischen einem „deutschen Mitteleuropa und einem nur mehr teilweise deutschen Donau-Mitteleuropa“ differenzierte, die beide „untereinander eng verflochten“ wären31. Ab Seite 181 analysierte Hassinger die Geschichte der Tschechoslowakei von der Prähistorie bis zur damaligen Zeitgeschichte, ehe er sich ab Seite 336 der Verfassung und Verwaltung, der Wirtschafts- und Außenpolitik, der Situation der Minderheiten und nationalpolitischen Fragen zu- wandte. Verfechter der Tschechoslowakei waren von Hassingers Forschungen wenig be- geistert gewesen, und 1936 wurde seine Monographie sogar auf den tschechoslowakischen Index gesetzt32. Als Gründe können wohl seine Ausführungen zu den Minderheiten, dem Grenzlanddeutschtum und der Tschechisierung genannt werden. Während der 1920er Jahre begann sich Hassinger vermehrt mit den Beziehungen der Geographie zu anderen Wissenschaften auseinanderzusetzen. Bereits in seiner Basler An- trittsvorlesung 1919 versuchte er die Grenzen der geographischen Wissenschaftsdisziplin gegenüber anderen Natur- und Geisteswissenschaften aufzuzeigen und die herausragende Brückenfunktion der Geographie zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen hervorzuheben33. Während der 1920er Jahre wandte er sich immer mehr der Verbindung zwischen Geographie und Geschichte zu. In seiner Freiburger Antrittsvorlesung behan- delte Hassinger die „Beziehungen zwischen der Geographie und den Kulturwissenschaf- ten“, wobei er auf die gemeinsamen Wurzeln der Geographie und Geschichte bei den alten Griechen und das historische Element der Geographie hinwies34. „Die Raumgebun- denheit der historischen Vorgänge, die Zeitgebundenheit der Kulturlandschaftsformen, 30 Götzinger, Hassinger (wie Anm. 2) 154. 31 Hassinger, Tschechoslowakei (wie Anm. 28) 32. 32 Robert Luft, Deutsche und Tschechen in den Böhmischen Ländern. Traditionen und Wandlungen eines Teil- gebiets der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft, in : Geschichtsschreibung zu den böhmischen Ländern im 20. Jahrhundert. Wissenschaftstraditionen – Institutionen – Diskurse, hg. v. Christiane Brenner, K. Erik Franzen, Peter Haslinger, Robert Luft (Bad Wiesseer Tagungen des Collegium Carolinum 28, München 2006) 367–431, hier 373. 33 Hugo Hassinger, Über einige Aufgaben geographischer Forschung und Lehre, in : Kartographische und schulgeographische Zs. 8 (1919) 65–76. 34 Ders., Über Beziehungen zwischen der Geographie und den Kulturwissenschaften (Freiburger Universitäts- reden 3, Freiburg 1930), 3, 11. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
back to the  book Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3"
Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichische Historiker