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Hugo Hassinger (1877–1952) 131
das sind die Geographie und Geschichte unlösbar aneinander fesselnde Bände“35, so Has-
singer. Als Beispiele nannte er die geschichtliche Entwicklung der heutigen Kulturland-
schaften. Würden diese Forschungen unabhängig zur heutigen Landschaftsbild erfolgen,
„so gehört das in eine historische Geographie, die als selbständige Disziplin zwischen
Geographie und Geschichte steht“36. Gesteigertes Interesse würden auch die historische
Klimaforschung, die Geschichte der Geographie und die historisch-politische Geographie
erfahren. Der Historiker wiederum „braucht die Geographie zur Erhellung des histori-
schen Schauplatzes“37. „So dürfen wohl Geographie und Geschichte in enger Arbeits- und
Schicksalsgemeinschaft ruhig in eine Zeit hineinschreiten, die eine Überwertung der Na-
turgesetzlichkeit hinter sich hat“38, so Hassingers abschließendes Urteil.
Die umfangreichste Studie über die Beziehung der Geographie zur Geschichten pu-
blizierte Hassinger schließlich 1931, nämlich seine im Auftrag des Herder-Verlags ge-
schriebene Monographie „Geographische Grundlagen der Geschichte“ von 331 Seiten.
In diesem Buch analysierte er „die Entwicklung der Kulturvölker auf den Hintergrund
der Landschaft vergangener Zeiten und auf die Lagerverhältnisse der Staaten vergangener
Jahrhunderte und Jahrtausende sowie die allgemeine Entwicklungslinie der Kultur im
ihren Verhältnis zum Erdraum“39. Er betonte dabei die „enge Beziehung von Geographie
und Geschichte, die ihrem Wesen nach aufeinander angewiesen wären ; denn alle mensch-
lichen, von der Geschichte behandelten Zustände und Ereignisfolgen sind notwendiger-
weise raumgebunden, alle natürlichen und kulturellen Zustände der Erdräume, welche
die Geographie behandelt, zeitgebunden, und die stetige Veränderung jener Zustände
wird zum Gegenstand der Geschichte“40. Im Folgenden beschrieb er den Wohnraum des
Menschen zur Zeit der Hochkulturen, die historische Geographie der Alten Welt (Land-
schaften, Bevölkerung) Europas, Afrikas und Asiens, die Schauplätze der ersten Staatenbil-
dungen in Ägypten, Vorderasien und den Monsunländern, die Mittelmeerländer (Wesen,
Grenzen, Landschaft inklusive ihrer natürlichen Veränderung), Mittel-, Süd-, Ost- und
Westeuropa im Mittelalter, das Zeitalter der Entdeckungsreisen und die Großreiche der
Vergangenheit und Gegenwart. In sein Buch integrierte Hassinger auch selbst entworfene
Geschichtskarten, wie zum Beispiel jene über den geographischen Geschichtskreis der
Ägypter in vorhellenistischer Zeit (Karte 3). In dieser Karte visualisierte er das Kernge-
biet des ägyptischen Staates durch schwarze Farbe, die äußeren Grenzen des politischen
35 Ders., Geographie (wie Anm. 34) 11.
36 Ebd. 14.
37 Ebd. 19f.
38 Ebd. 22.
39 Hugo Hassinger, Geographische Grundlagen der Geschichte (Geschichte der führenden Völker 2, Freiburg
1931) VII.
40 Ders., Geschichte (wie Anm. 39) 1.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625