Page - 151 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Image of the Page - 151 -
Text of the Page - 151 -
Hugo Hassinger (1877–1952) 151
tät Wien keine Lehrveranstaltungen abhalten. Da er aber
nicht Mitglied der NSDAP geworden war, konnte er ab
dem Wintersemester 1945/46 trotz seiner zu hinterfragen-
den Haltung gegenüber dem NS-Regime seine Universi-
tätskarriere ungehindert fortsetzen.
Im Jahr 1946 gründete Hassinger zusammen mit ande-
ren Geistes- und Naturwissenschaftlern die Kommission
für Raumforschung und Wiederaufbau an der Österreichi-
schen Akademie der Wissenschaften, deren Obmann Has-
singer wurde. In dieser Kommission war man bestrebt, in
Kooperation mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Fach-
richtungen und Institutionen sowie Mitarbeitern diverser
staatlicher Stellen und Ministerien die raumwissenschaft-
lichen Forschungen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder
zu beleben und auszubauen. Damit war eine enge Zusam-
menarbeit zwischen allen im Bereich der Raumforschung arbeitenden Fachleuten aus dem
wissenschaftlichen Bereich, aber auch aus der praxisorientierten Raumplanung und der
Politik bereits im Jahr 1946 wieder gewährleistet. Angehörige der Bundesministerien für
Handel und Wiederaufbau, für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, für Land-
und Forstwirtschaft, für Energiewirtschaft und für Finanzen zählten zu den regelmäßigen
Besuchern der Sitzungen132.
Neben der Etablierung neuer raumwissenschaftlicher Themen griff man ohne zu zögern
auch auf Arbeiten zurück, die bereits während des Nationalsozialismus begonnen, aller-
dings nicht zu Ende geführt worden waren. Als Beispiel soll hier der Niederösterreichatlas
genannt werden, der ab 1951 in mehreren Lieferungen bei Freytag & Berndt veröffent-
licht wurde und sich auf Vorarbeiten zum Gauatlas Niederdonau stützten konnte. Hassin-
ger übernahm zusammen mit dem Geographen Erik Arnberger die wissenschaftliche Lei-
tung. Bereits im Bericht zum Arbeitsjahr 1946/47 erwähnt Hassinger, dass die Herausgabe
eines Atlasses von Niederösterreich nach der Art des Burgenlandatlasses in Vorbereitung sei133.
Finanzielle Unterstützung erhielt man vor allem durch die Kulturabteilung der Niederös-
terreichischen Landesregierung134. Auch dieses Atlasprojekt war als multidisziplinäre Ar-
beit konzipiert, an dem Natur- und Geisteswissenschaftler aus unterschiedlichen Fachdis-
132 Siehe dazu die Sitzungsberichte der Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau im Archiv der ÖAW,
Kt. 1, Mappen 2–5.
133 Ebd. Raumforschung, Kt. 1, Mappe 2 Bericht über das Arbeitsjahr der Kommission für Raumforschung und
Wiederaufbau.
134 Ebd. Tätigkeitsbericht 1949/50. Abb. 10 Der ältere Hugo Hassinger
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625