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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Page - 165 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

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Hans Uebersberger (1877–1962) 165 und einziger Osteuropahistoriker in Wien Jireček dafür, die Vorstandschaft zu überneh- men, dem er sich als so genannter „Gehilfe“38 anbot. Jireček war vermutlich auch deswe- gen bereit, die Neugründung des „Seminars für osteuropäische Geschichte“ zu unterstüt- zen und die provisorische Leitung zu übernehmen, weil er sich aus der Umarmung des „Seminars für slawische Philologie“ oder besser gesagt : von Jagić lösen konnte. Ferner war es Jireček nicht unangenehm, als Historiker bei den Philologen zu unterrichten und als Philologe bei den Historikern, denn diese Zwitterstellung garantierte Forschungsfreiheit und relative Unabhängigkeit in der „Schulmeisterei“, wie Jireček die Lehre despektierlich zu nennen pflegte39. Auch und vor allem Uebersberger profitierte von diesem Konstrukt, konnte er damit doch die zwei größten Hürden nehmen : einerseits ein mehr als passables, wenn auch provisorisches, Haupt für das neue Institut zu präsentieren und andrerseits sein persönliches Alleinstellungsmerkmal, die Fachkenntnis der Osteuropäischen Ge- schichte, gewahrt zu haben. Es bestand keinerlei Gefahr, dass Jireček plötzlich russische oder polnische Geschichte lehren und forschen würde. Uebersbergers Einsatz für das Institut war auch vom Wunsch getrieben, mit seiner ein- schlägigen Habilitation die mehr als nützlichen Kontakte seines Förderers Liechtenstein, die in mehrere Ministerien und in die höchsten Kreise reichten40, dafür einzusetzen, wenn möglich zeitgleich oder gering verzögert mit der Institutseröffnung zumindest als Extra- ordinarius für Osteuropäische Geschichte dort zu beginnen und dieses sobald als möglich in eine ordentliche Professur umwandeln zu lassen. Als gelerntem Österreicher waren ihm die Mühen der Verwaltungs- und Zuständigkeitsebenen sehr wohl bekannt, das hieß : genau Planen, beizeiten Einreichen und beständig auf die Nerven Gehen41. Wiewohl das Extraordinariat erst 1910 realisiert und 1916 in eine ordentliche Professur umgewandelt Uebersberger ; ferner Leitsch, Stoy, Seminar (wie Anm. 2) 64f., 222, sowie Suppan, Wakounig, Uebers- berger (wie Anm. 3) 96. 38 Ebd. 97 ; Leitsch, Stoy Seminar (wie Anm. 2) 67–70 ;. 39 Ebd. 42 Anm. 29. 40 Liechtenstein verfügte nachweislich über hervorragende Kontakte zum Außen- und Unterrichtsministerium, zum Kaiserhaus generell und bekleidete von 1898 (teilweise) bis zu seinem Tod mehrere Mitgliedschaften, darunter jene im Kuratorium des k. k. österreichischen Museums in Wien (bis 1918), ab 1902 im Archäolo- gischen Institut und in der Kommission der Gesellschaft für Neuere Geschichte Österreichs. Er war Präsident der Zentralkommission (ZK) für Erforschung und Erhaltung der Kultur- und historischen Denkmale, för- derte die Veröffentlichungen „Archivalien zur neueren Geschichte Österreichs“ und die „Neue österreichische Biographie“. 1914 schließlich wurde Liechtenstein zum Ehrenmitglied der ÖAW ernannt. Dazu Näheres bei Wakounig, Grandseigneur (wie Anm. 17) 47f. Zur Funktion von Liechtenstein als Präsident der ZK siehe Theodor Brückler, Thronfolger Franz Ferdinand als Denkmalpfleger. Die „Kunstakten“ der Militärkanzlei im Österreichischen Staatsarchiv (Kriegsarchiv) (Wien/Köln/Weimar 2009) insb. 19f., 24, 365f. 41 Suppan, Wakounig, Uebersberger (wie Anm. 3) 99f. Zur charakteristischen Antichambrierkunst von bzw. „in diesen Dingen geübten“ Uebersberger vgl. auch Manfred Stoy, Das Österreichische Institut für Ge- schichtsforschung 1929–1945 (MIÖG-Erg.Bd. 50, Wien/München 2007) 28.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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