Page - 171 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Hans Uebersberger (1877–1962) 171
den Nachweis der Verstrickung Uebersbergers in die NS-Ideologie samt entsprechen-
dem Wirken während seiner Amtszeit als Prorektor und Rektor der Universität Wien
1930/3174. Ein Ende setzte diesem Treiben kurzfristig der Ständestaat unter Engelbert
Dollfuss, der 1933 auch die NSDAP und die von ihr ausgehenden Aktivitäten verbot75.
Angeblich drohte Uebersberger wegen seiner Weigerung, der Vaterländischen Front
beizutreten, die Pensionierung ab 1. Mai 1934, der er durch die Annahme des Rufs an
die Universität Breslau zuvorgekommen sei76. Allein, die kolportierte Weigerung, die
er seinem ehemaligen Gönner (und mittlerweile Fürst), Franz I. von Liechtenstein, als
Grund für die neue Herausforderung weiszumachen versuchte, war nicht wirklich aus-
schlaggebend. Uebersberger bekannte sich im Brief an ihn zwar zu seiner nationale[n]
Gesinnung, die ich seit meiner Studienzeit [sic !] immer mir bewahrt habe – deren Kennt-
nis sowie Akzeptanz er voraussetzte, nämlich : an der weder Eure Durchlaucht, noch Erz-
herzog Franz Ferdinand, nicht das alte Ministerium des Äusseren während meiner Tätigkeit
in ihm, noch die Regierungen den geringsten Anstoss genommen77 –, erwähnte jedoch nicht
die daraus resultierenden illegalen Mitgliedschaften in der NSDAP und im National-
sozialistischen Studentenbund seit 1932/193378 oder jene in der Großdeutschen Partei
Österreichs (bis 1926)79, in der Burschenschaft Albia80 und im Deutschen Klub81. Ob
nach 1918 jüdische und linke Forscherinnen und Forscher vertrieb. https://www.academia.edu/4258095/Ge-
heimsache_Barenhohle._Wie_ein_antisemitisches_Professorenkartell_der_Universitat_Wien_nach_1918_ju-
dische_und_linke_Forscherinnen_und_Forscher_vertrieb._2013, Zugriff : 20.12.2013 ; _http://derstandard.
at/1338559407873/Universitaet-Wien-Hochburg-des-Antisemitismus, Zugriff : 20.12.2013. http://www.al-
bia.at/info/bedeutende–alben ?start=2, Zugriff : 20.12.2013. Siehe dazu auch http://www.wintersonnenwende.
com/scriptorium/deutsch/archiv/wirkommen/dwk07.html, Zugriff : 20.12.2013.
74 Suppan, Wakounig, Uebersberger (wie Anm. 2) 121–125 ; Posch, Ingrisch, Dressel, Anschluss (wie
Anm. 10).
75 Voigt, Rußland (wie Anm. 21) 242 ; Suppan, Wakounig, Uebersberger (wie Anm. 3) 126.
76 Siehe dazu die Beilage 6, Uebersberger an Liechtenstein, Wien 24.04.1934, HFL, Korrespondenz Franz I. de
Paula – Uebersberger, bei Leitsch, Stoy, Seminar (wie Anm. 2) 265f.
77 Ebd.
78 Zu den vier Versionen des Eintritts in die NSDAP siehe Voigt, Rußland (wie Anm. 21) 235, 246f.; Cam-
phausen, Rußlandkunde (wie Anm. 11) 115–120, sowie Suppan, Wakounig, Uebersberger (wie Anm. 3)
126.
79 Voigt, Rußland (wie Anm. 21) 246.
80 http://www.albia.at/info/bedeutende–alben ?start=2, Zugriff : 20.12.2013.
81 Uebersberger war u. a. 1930 dort Vorstandsmitglied, siehe dazu Mitteilungen des Deutschen Klubs, Folge 2/
Februar (Wien 1930) 1, zitiert bei Brigitte Behal, Kontinuitäten und Diskontinuitäten deutsch-nationaler
katholischer Eliten im Zeitraum 1930–1965. Ihr Weg und Wandel in diesen Jahren am Beispiel Dr. Anton
Böhms, Dr. Theodor Veiters und ihrer katholischen und politischen Netzwerke (phil.Diss. Wien 2009) 104.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625