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Hans Uebersberger (1877–1962) 183
tanten Geltungsdrang von Uebersberger zu erklären. Wie erwähnt, verließ Uebersberger
zunächst seine Familie für eine junge Mitarbeiterin, die seine Tochter hätte sein können,
1934 mit ihr auch seine ehemalige Wirkungsstätte Richtung Breslau und 1935 Richtung
Berlin. Spätestes seit er im Seminar in Wien wohnte, dürften Mutmaßungen und Ge-
rüchte über sein Privatleben den Wissenschaftler Uebersberger be- und verdrängt haben.
Die als unangemessen erachtete Beziehung störte und verunsicherte wahrscheinlich ziem-
lich die konservativen Professorenkreise, selbst wenn sie sich den politischen Neuerungen
und „hässlichen Zeiten“150 grosso modo aufgeschlossen zeigten. Es wird wohl so wie spä-
ter in Breslau und Berlin gewesen sein, das sobald der Name Uebersberger genannt wurde,
eine Andeutung oder ein Witz mit einer Wendung zum Sexuellen gemacht wurde151. Weder
darüber, noch über andere ähnlich gelagerte Fälle an wissenschaftlichen Institutionen gibt
es bis dato Untersuchungen ; die oft entscheidenden privaten und intimen Beziehungen
entzogen und entziehen sich der öffentlichen Wahrnehmung und können innerhalb der
Wissenschaftsgesellschaft bis heute weit schwieriger erforscht und dargestellt werden als
beispielsweise in künstlerischen Kreisen.
150 Wortkreation entlehnt von Leitsch, Stoy, Seminar (wie Anm. 2) 172.
151 Zitat eines namentlich nicht genannten Berichterstatters (03.04.1937), erwähnt in Berger, Historikerinnen
(wie Anm. 58) 94.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625