Page - 189 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Adolf Helbok (1883–1968) 189
von Helbok sehr wohl erwähnt und lamentiert werden, als unbegreifliche und keineswegs
provozierte Bosheitsakte erscheinen müssen21. Im Laufe dieser Untersuchung werden auch
sonst immer wieder Fälle von Klitterung seiner persönlichen Geschichte (oder zumindest
Verdrängung) im Rahmen der „Erinnerungen“ zur Sprache kommen.
2.
Johann Anton Adolf Helbok wurde am 2. Februar 1883 in Hittisau im Bregenzerwald
(Vorarlberg)22 als ältester Sohn des aus bäuerlichen Verhältnissen stammenden schluss-
endlichen Finanzwache-Oberkommissärs und k. und k. Sektionsleiters des Bezirkes Bre-
genz (Johann) Adolf Helbok (gest. Frühjahr 1912)23 und dessen aus Bayern stammender
Frau Friederika, genannt Frieda, geb. Wagenhäuser (gest. 1927)24, geboren25. Vieler Ver-
setzungen seines Vaters wegen besuchte Helbok zunächst Schulen in Mals im Vintsch-
gau, in Nauders, Landeck, Reutte (alle Tirol) sowie „dazwischen einmal Feldkirch“ und
absolvierte dann in Vorarlberg die humanistischen Staatsgymnasien in Feldkirch und
zuletzt in Bregenz, wo er 1904 maturierte26, ohne ein „musterhafter Schüler“ gewesen
zu sein27. Ähnlich wie der Althistoriker Fritz Schachermeyr28 behauptete auch der His-
21 Vgl. besonders „Deshalb nahm ich an den politischen Vorgängen [sc. im Berlin des Jahres 1933] nur stim-
mungsmäßig Anteil. Um so überraschender wirkte es auf mich, daß ich am 30. Jänner 1934 nach ergebnisloser
Hausdurchsuchung verhaftet wurde“ ; ebd. 95.
22 Ebenda kam auch ein anderer prominenter Vorarlberger Historiker, Joseph Ritter von Bergmann (1796–1872)
zur Welt ; vgl. u. a. Albert Bildstein, Dr. Joseph Ritter von Bergmann (1796–1872). Vorarlbergs bedeutends-
ter Historiker des 19. Jahrhunderts (unpubl. Diss. Innsbruck 1961) ; Walter Johler, Doktor Joseph Ritter
von Bergmann (1796–1872) : seine wissenschaftliche Tätigkeit und Publikationen, in : Bregenzerwald-Heft 15
(1996) 99–106 ; Ulrike Längle, Der Birnbaum als Herrgott : eine Miszelle zu Joseph Ritter von Bergmann,
in : Montfort 49 (1997) 14f.
23 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 18.
24 Vgl. ebd. 53f. Ebd. 55 synchronisiert er den Tod der Mutter mit dem Erscheinen seiner „Vorarlberger Landes-
geschichte“ : Ders., Geschichte Vorarlbergs von der Urzeit bis zur Gegenwart (Wien o.J. [1927 auch laut der
von ihm selbst verfassten Bibl. in Garschagen, Univ.-Prof. Dr. Adolf Helbok {Bibl.} 365]).
25 AdR, BPA 83, 2057 ; BAB, R4901/13266 ; BAB, NS 15, 210, fol. 3f.; UA Leipzig, PA 561, fol. 132 ; Gröhsl,
Helbok – 75 Jahre (Bibl.) 19 ; Schmidt, Adolf Helbok † (Bibl.) 177 ; Schneider, Professor Dr. Adolf Hel-
bok (Bibl.) 17 ; Timmel, Helbok (Bibl.) 23 ; vgl. Ludwig, Volkstumshistoriker (Bibl.) 472.
26 BAB, R4901/13266.
27 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 8. Gröhsl, Helbok – 75 Jahre (Bibl.) 19 und Timmel, Helbok (Bibl.) 23
vermerken aber eine Matura mit Auszeichnung.
28 Zu diesem siehe zuletzt Martina Pesditschek, Barbar, Kreter, Arier. Leben und Werk des Althistorikers
Fritz Schachermeyr 1–2, überarb. u. ergänzte Diss. Wien 2005 (Saarbrücken 2009) ; Dies., Fritz Schacher-
meyr (1895–1987), in : Lebensbilder. Klassische Archäologen und der Nationalsozialismus 2, hg. v. Gunnar
Brands, Martin MaischBerger (Menschen – Kulturen – Traditionen. Studien aus den Forschungsclustern
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625