Page - 226 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Image of the Page - 226 -
Text of the Page - 226 -
226 Martina Pesditschek
v. Srbik hatte zu dieser Sache die beste Einstellung“240, behauptete Helbok viele Jahre
später in seinen „Erinnerungen“. Zusammen mit seiner Frau zog Helbok also ins Har-
nackhaus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, er selbst
hatte sein Büro im Berliner Schloss241.
Wie es scheint, ist Helbok schon während dieses ersten längeren Berlin-Aufenthalts in
engen persönlichen Kontakt mit dem Leiter des Instituts für Anthropologie und Eugenik
der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Eugen Fischer242 getreten, der laut eigenem Bekunden
Helboks für dessen künftige entschiedene Hinwendung zu Rassenfragen und (positiver)
Eugenik verantwortlich war243, erwähnt er in seinen „Erinnerungen“ doch, „bei Eugen
Fischer in Berlin“ auch den Eugeniker [Hermann] Muckermann244 „kennengelernt“ zu
240 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 84. Dass Srbik gegenüber „gesamtdeutsch“ wirkenden Agenden wie dem
ADV die „beste Einstellung“ hatte, soll hier nicht bezweifelt werden, allerdings währte seine Amtsperiode nur
vom 16.10.1929 bis 25.09.1930, vgl. Pesditschek, Heinrich (Ritter von) Srbik (wie Anm. 18) 284. Dem
Kabinett Karl Buresch II, das von 29.01.–06.05.1932 im Amt war, gehörte Emmerich Czermak als Bundes-
minister für Unterricht an, der Srbik in dieser Position 1930 gefolgt war, dem von 20.05.1932–21.09.1933
folgenden Kabinett Dollfuß I Anton Rintelen bis 24.05.1933 ; Art. „Österreichische Bundesregierungen bzw.
Staatsregierungen seit 1918“, in : Österreich-Lexikon 1 (wie Anm. 35) 557–568, hier 560.
241 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 85–88 ; Schmoll, Vermessung (Bibl.) 118 ; vgl. auch Ders., Wie kommt
das Volk in die Karte ? Zur Visualisierung volkskundlichen Wissens im „Atlas der deutschen Volkskunde“,
in : Der Bilderalltag. Perspektiven einer volkskundlichen Bildwissenschaft, hg. v. Helge Gerndt, Michaela
HaiBl (Münchner Beiträge zur Volkskunde 33, Münster/New York/München/Berlin 2005) 233–250, hier
239 : „Schon 1928 konnte im Berliner Schloß eine Zentralstelle des ADV eingerichtet werden“ ; Ders.,
Vermessung (Bibl.) 25 : „Die Zentralstelle des Großprojektes wurde nicht an einer Universität, sondern unter
dem Dach der DFG-Geschäftsstelle im Berliner Schloß angesiedelt“ ; Scholze-Irrlitz, Universitätsvolks-
kunde im Nationalsozialismus (wie Anm. 178) 135.
242 Siehe Pesditschek, Barbar (wie Anm. 28) 194f. mit Anm. 1076, 307, 361–364 sowie weiters noch Liliane
Crips, Fischer Eugen, 1874–1967, in : Dictionnaire historique et critique du racisme, hg. v. Pierre-André
Taguieff (Paris 2013) 682f.; Robert P. Ericksen, Complicity in the Holocaust. Churches and Universi-
ties in Nazi Germany (Cambridge 2012) 155–158 ; Marie-Laurence Haack, The Invention of the Etruscan
„Race“. E. Fischer, Nazi Geneticist, and the Etruscans, in : Quaderni di storia 80 (luglio-decembre 2014) =
39/2, 251–282 ; Horst Junginger, Die Verwissenschaftlichung der „Judenfrage“ im Nationalsozialismus
(Darmstadt 2011) v.a. 278–280 mit noch weiterer Literatur ; Joachim Lerchenmüller, Gerd Simon, Mas-
ken-Wechsel. Wie der SS-Hauptsturmführer Schneider zum BRD-Hochschulrektor Schwerte wurde und
andere Geschichten über die Wendigkeit deutscher Wissenschaft im 20. Jahrhundert (Tübingen 1999) 319–
329 ; Udo Mischek, Autorität außerhalb des Fachs – Diedrich Westermann und Eugen Fischer, in : Ethno-
logie und Nationalsozialismus, hg. v. Bernhard Streck (Veröff. des Instituts für Ethnologie der Universität
Leipzig, Reihe : Fachgeschichte 1, Gehren 2000) 69–82 ; Hans-Walter Schmuhl, Grenzüberschreitungen :
Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945 (Geschichte
der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus 9, Göttingen 2005) v.a. 42–46, 145–183, 270–279,
299–312, 444–448.
243 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 102 ; vgl. auch Ludwig, Adolf Helbok […] und die „Gleichschaltung“
(Bibl.) 83 ; Meixner, „… eine wahrhaft nationale Wissenschaft der Deutschen…“ (Bibl.) 129.
244 (1877–1962). Zu diesem 1926 aus dem Jesuitenorden ausgetretenen Leiter der Abteilung für Eugenik am
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625