Page - 227 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Image of the Page - 227 -
Text of the Page - 227 -
Adolf Helbok (1883–1968) 227
haben245, der als katholischer Priester (Jesuit bis 1926) für die Nazis nicht tragbar war
und schon 1933 aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut ausscheiden musste. Auch „im Rah-
men des Herrenklubs“246 muss er sich wohl schon 1932 bewegt haben, da dieser unter
der NS-Herrschaft in „Deutscher Klub“ umbenannt worden ist247, und diese Verbindung
Helboks mit dem Herrenklub hat wohl auch niemand anders als just dessen Mitglied248
Eugen Fischer hergestellt249. Im schon erwähnten Sammelband „Der deutsche Heimat-
schutz“ von 1930 war auf Helboks Beitrag unmittelbar ein solcher Eugen Fischers gefolgt ;
liest man in dessen maßgeblicher Biographie von Niels C. Lösch den Abschnitt „In der
Heimatbewegung“250, so wird man sofort an die entsprechenden Heimatschutzbestrebun-
gen Helboks erinnert. Es lässt sich vermuten, dass gerade diese gemeinsame Neigung das
entscheidende Fundament für die zukünftige lebenslange Freundschaft beider Männer
dargestellt hat.
Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (1927–1933) vgl. zuletzt
Hans-Peter Kröner, Von der Rassenhygiene zur Humangenetik. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anth-
ropologie, menschliche Erblehre und Eugenik nach dem Kriege (Medizin in Geschichte und Kultur 20,
Stuttgart/Jena/Lübeck/Ulm 1998) besonders 195–208 ; Lösch, Rasse als Konstrukt (wie Anm. 188) passim ;
Ingrid Richter, Katholizismus und Eugenik in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Zwischen
Sittlichkeitsreform und Rassenhygiene (Veröff. der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B : Forschungen
88, Paderborn/München/Wien 2001) passim ; Rassenforschung an Kaiser-Wilhelm-Instituten vor und nach
1933, hg. v. Hans-Walter Schmuhl (Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus 4,
Göttingen 2003) besonders 335f.; Schmuhl, Grenzüberschreitungen (wie Anm. 242) v.a. 49–57, 130–139,
142–145, 166–174.
245 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 196f.
246 Ebd. 103.
247 Vgl. zum „Herrenklub“ grundsätzlich Manfred Schoeps, Der Deutsche Herrenklub. Ein Beitrag zur Ge-
schichte des Jungkonservativismus in der Weimarer Republik (Phil. Diss. Erlangen-Nürnberg 1974) ; Fritz
Günther von Tschirschky, Erinnerungen eines Hochverräters (Stuttgart 1972) 56–60 ; zuletzt Volker
Weiss, Moderne Antimoderne. Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus (Pa-
derborn/München/Wien/Zürich 2012) 236–238 ; er galt übrigens zumindest manchem Nationalsozialisten
– just wie die Rotarier – als „Stoßtrupp Judas“, vgl. das Pamphlet Hauptmann, Deutschlands heimliche
Herren ! (wie Anm. 230).
248 Vgl. den Rassenhygieniker Hans Grebe (1913–1999) apud Benno Müller-Hill, Tödliche Wissenschaft.
Die Aussonderung von Juden, Zigeunern und Geisteskranken 1933–1945 (Reinbek bei Hamburg 1984)
160 : Er gehörte zum Herrenklub wie General Beck. (Das NSDAP-Mitglied Grebe war übrigens jedenfalls
nach 1945 selbst Rotarier, vgl. ebd. 162.) In dem bei Schoeps, Der Deutsche Herrenklub (wie Anm. 247)
244–257 wiedergegebenen Mitgliederverzeichnis 1933 (abgeschlossen am 01.12.1932) scheinen weder Eu-
gen Fischer noch Beck auf.
249 Vgl. auch die auf Eugen Fischer bezügliche Formulierung „schließlich gerade in den Jahren, da eine Wende
im Schicksal des deutschen Volkes sich ankündigte und maßgebende Männer, zum großen Teil gebildet an
denselben Quellen wie ich, sich zusammenfanden“ in HelBok, Deutsche Volksgeschichte 2 (wie Anm. 32)
476 – diese weist ebenfalls auf 1932 bzw. wieder auf den Deutschen Herrenklub.
250 Lösch, Rasse als Konstrukt (wie Anm. 188) 83–88.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625