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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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262 Martina Pesditschek Zeit“443. Am erstaunlichsten an diesem Werk ist wohl, dass es überhaupt von Helbok geschrieben worden ist – denn auf dem vierten Umschlagblatt des ein Jahr zuvor veröf- fentlichten Heftes 12 mit dem Titel „Vorarlberger Heimatforschung“444 war unter „In Vorbereitung“ als Heft 7 schon recht detailliert vielmehr „Altertümer der Vor- und Rö- merzeit in Vorarlberg von Dr. Geza [sic] von Merhart. Mit zirka 48 Seiten, 6 ganzseitigen Tafeln, davon 2 auf Kunstdruckpapier, und 1 Karte“ angekündigt worden. Offenbar hatte Helbok den Nicht-Nazi Gero von Merhart445 kurzfristig ausgebootet, weil dieser sich be- reits die Feindschaft von Helboks eigenem Kritiker Reinerth zugezogen hatte, den Helbok nicht zusätzlich erzürnen, sondern vielmehr durch zustimmende, ja geradezu devote Zi- tation446 und überhaupt Linientreue gewogen zu stimmen hoffte. So wird denn in diesem Band passim die „Nordrasse“ glorifiziert, und für Helbok ist es zum Beispiel „gewiß kein Zufall, daß der deutsche Norden noch heute in Manneszucht und kriegerischer Kraft die Achtung der ganzen Welt genießt“447. Die „westischen“ Vorfahren der Franzosen erhalten in Bezug auf den Hausbau sehr schlechte Noten : „wenn wir die […] Hausformen nor- discher und westischer Kulturen zueinander in Vergleich stellen“, hat man „denselben Eindruck, wie wenn man heute deutsche Bauernhäuser mit Niggerhütten vergleicht !“448 Bei der Beurteilung der Illyrier zeigt sich freilich, dass hier doch mit einer allzu heißen Nadel genäht worden ist : „Die Illyrier waren auch Indogermanen“ [ergo „Nordleute“], liest man auf Seite 18, und zwei Seiten danach heißt es zunächst wieder, „daß die indo- germanischen Illyrier im Lande zur Ausbreitung gelangten“, aber nur einen Absatz später ist „ein starkes Heimatgefühl“ eine „besondere Eigenschaft der dinarischen Rasse, die der Träger des Illyriertums war“449. 443 Ders., Die Vorgeschichte und Römische Zeit (Heimatkunde von Vorarlberg 7, Wien/Leipzig 1936). 444 Ders., Vorarlberger Heimatforschung (wie Anm. 70). 445 Vgl. Pesditschek, Barbar (wie Anm. 28) besonders 77 mit Literatur in Anm. 311 und weiters Dana Schlegelmilch, Gero von Merharts Rolle in den Entnazifizierungsverfahren „belasteter Archäologen“, in : Umbruch 1945 ? Die prähistorische Archäologie in ihrem politischen und wissenschaftlichen Kontext, Workshop vom 24. bis 26. September 2009, hg. v. Regina Smolnik (Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege Beih. 23, Dresden 2012) 12–19 ; Dies., Gero von Merhart und die nord- hessische Denkmalpflege im Nationalsozialismus, in : Blickpunkt Archäologie 3 (2014) 19–22 ; Uta Halle, „Frey […] hat mal wieder völlig versagt“ – Herman-Walther Frey im Netzwerk der Vorgeschichtsforscher, in : Herman-Walther Frey. Ministerialrat, Wissenschaftler, Netzwerker. NS-Hochschulpolitik und die Folgen, hg. v. Michael Custodis (Münsteraner Schriften zur zeitgenössischen Musik 2, Münster/New York 2014) 43–66, hier 53–57. 446 Vgl. etwa HelBok, Die Vorgeschichte und Römische Zeit (wie Anm. 443) 9 : „H. Reinerth hat sie eingehend be- schrieben, die Chronologie klargelegt und gezeigt, daß sie später vom nordischen Kulturkreis überlagert wurden.“ 447 Ebd. 8. 448 Ebd. 14. 449 Ebd. 20. „Dinarier“ und „Nordleute“ kann man freilich wirklich leicht verwechseln – ist der „dinarische Mensch“ doch „groß und schlankgliedrig sowie schmalgesichtig wie der Norde“, und „seelisch stehen sich Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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