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Adolf Helbok (1883–1968) 275
rassische Betrachtungsweise einmündet. Nur aus diesem Geist heraus sind die letzten Werke
Helboks zu verstehen : Grundlagen der Volksgeschichte Deutschlands und Frankreichs, 1937[.]
Deutsche Siedlung, 1938[.] Deutsche Geschichte auf rassischer Grundlage, 1939, um ganz ver-
söhnlich zu schließen : Besonders das letztgenannte Werk zeigt, dass Helboks ganzes Schaffen
in diese Richtung wies. Jedenfalls würde Helbok grosses Unrecht zugefügt, wenn man ihn auf
Grund seiner früheren, von ihm selbst überwundenen und heute längst veralteten Anschauun-
gen in seinen Anfangswerken ablehnt und ihm nicht die Möglichkeit zu positiver Mitarbeit
gibt. Weltanschaulich hat er sich gerade durch sein letztes Werk einwandfrei ausgewiesen. Seine
Mitarbeit kann ausserdem von ganz besonderem Wert sein, weil er durch seinen eigenen Weg,
den er als Forscher gegangen ist und durch seine grosse Sachkenntnis auf vielen Gebieten reiche
Anregung für die weitere Forschung zu geben vermag532.
Wie man sieht, sind dem um Fairness bemühten Dr. Meyer keine signifikanten Pub-
likationen Helboks aus den Jahren 1940–1942 bekannt gewesen. In seiner zweiten akti-
ven Innsbrucker Zeit hat Helbok nun doch immerhin zwei Aufsätze veröffentlicht, die
bemerkenswert erscheinen. Zum einen verfasste er den Hauptaufsatz in der dritten Folge
der von Arthur Seyß-Inquart herausgegebenen Zeitschrift „Westland“ mit dem Titel „Die
Alemannen“533, dessen Inhalt Gjalt R. Zondergeld in seinem Porträt besagter Zeitschrift
auf fast einer ganzen Seite referiert534. In diesem Aufsatz hat Helbok den deutschsprachi-
gen Schweizern ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt535. Bei dem anderen Aufsatz han-
delt es sich um eine Kontribution zu dem 1943 erschienenen Sammelband „Das Böhmen
und Mähren-Buch“ (sic), wobei hervorzuheben ist, dass die Sektion „Zur Rassen- und
Volksgeschichte des böhmisch-mährischen Raumes“ gerade nicht von Helbok, sondern
vielmehr von Karl Valentin Müller (1896–1963)536 verfasst worden ist. Helbok ist auf sei-
nen eigenen Beitrag537 auch noch zwanzig Jahre später sehr stolz gewesen538. Tatsächlich
532 Ebd. fol. 9f.
533 Adolf HelBok, Die Alemannen, mit Karte, in : Westland (Blätter f. Landschaft, Geschichte u. Kultur an
Rhein, Mosel, Maas u. Schelde) Folge 3 (1943/44) 142–149.
534 Gjalt R. Zondergeld, „Nach Westen wollen wir fahren !“. Die Zeitschrift „Westland“ als Treffpunkt der
„Westraumforscher“, in : Griff nach dem Westen (wie Anm. 265) 655–671, hier 668.
535 Genau dies hat übrigens auch Alfred Toepfer getan, und zwar im Hinblick auf eine Vereinigung Europas un-
ter deutschem Vorzeichen : die Schweiz habe Europa hinlänglich gezeigt, „daß dort, wo deutsche Menschen
die entscheidende Mehrheit haben und einen Staat gestalten, Eintracht herrscht und alle Teile […] zu freier
Entfaltung kommen“ ; Zimmermann, Alfred Toepfers „Westschau“ (wie Anm. 265) 1066.
536 Müller war 1937 in Leipzig unter Zustimmung von Helbok für Soziologie und Sozialanthropologie habi-
litiert worden ; dieser Oberrassist war bis 1933 Mitglied der SPD gewesen, vgl. Middell, Weltgeschichts-
schreibung (Bibl.) 716–718.
537 Adolf HelBok, Die Germanen in Böhmen und Mähren, in : Das Böhmen[-] und Mähren-Buch. Volks-
kampf und Reichsraum (Prag/Amsterdam/Berlin/Wien 1943) 135–139.
538 Ders., Erinnerungen (Bibl.) 128–131.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625