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286 Martina Pesditschek
ihrerseits keinen Nachweis zu erbringen vermochte, dass der abschlägige Bescheid auch
wirklich zugestellt worden war. Eine mit 1. Dezember 1949 datierte Bescheinigung des
Bürgermeisteramtes von Götzens erklärte ihn dann auch noch als minderbelastet587, und
es wurde weiters festgestellt, dass Helbok am 13. März 1938 als im Wartestand beurlaubter
Beamter in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis gestanden ist und an diesem Tag die
österreichische Staatsbürgerschaft besessen hat588. Helbok wurde dann per Dekret vom 29.
Januar 1950 mit 1. März 1950 endgültig und nunmehr sogar ohne Abschläge als außeror-
dentlicher Professor in den Ruhestand versetzt589.
Dies war Helbok aber nicht mehr genug ; noch 1950 stellte er den Antrag, ihm auch
seine Innsbrucker Dienstjahre aus der Zeit von 1941 bis 1945 auf den Ruhegenuss an-
rechnen zu wollen. In diesem Zusammenhang führte er auch die gerade genannte Schen-
kung an das Innsbrucker Volkskundeinstitut ins Treffen, wobei er deren Wert auf 150.000
Schilling bezifferte590. Diesem Antrag wurde dann auch per Mai 1951 aufgrund einer
Intervention seines Vorarlberger Landsmannes, des damaligen Bundesministers für Han-
del und Wirtschaft und späteren Ministers für Unterricht Ernst Kolb591, stattgegeben. In
der Begründung hieß es : Wie aus einem Schreiben des H. BM f. Handel und Wiederaufbau
hervorgeht, wäre nach Aussage des H. Ass. Dr. Karl Ilg, der dieses Institut dzt. leitet, ohne
diese Stiftung die wissenschaftl. Arbeit am Institut kaum möglich592. Just am 15. Mai 1955,
dem Tag der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages, stellte Helbok noch
einen weiteren einschlägigen Antrag : Diesmal ging es ihm darum, nicht nur die Pension
eines Extraordinarius, sondern gleich diejenige eines Ordinarius zuerkannt zu erhalten593.
Dieses Ansinnen wurde jedoch abgelehnt594, und darauf verwiesen, dass Helbok ab 1. Juni
1955 ohnehin den Ruhegenuss der 10. Gehaltsstufe eines außerordentlichen Professors
beziehen werde, der mit 3.871,70 Schilling brutto beziehungsweise 3.197 netto angege-
ben wird und jenem der 4. Gehaltsstufe eines Ordinarius entspreche595.
Auch noch während seiner Zeit als Landwirt hatte Helbok zumindest zweimal schon
wieder in seriösem akademischem Ambiente zu publizieren vermocht. Bei der einen Ver-
öffentlichung handelte es sich um einen Beitrag in einem der beiden Festschriftbände für
Mittteilung habe, daß ich mit der Übernahme der reichsdeutschen Staatsbürgerschaft die österreichische verloren
habe ; UA Leipzig, PA 561, fol. 101a.
587 AdR, PA AH, fol. 97, 100.
588 Ebd. fol. 104.
589 Ebd. fol. 131, 134, BPA 83, 2057.
590 AdR, PA AH, fol. 120.
591 Vgl. Anm. 620. Dieser saß später im Kuratorium für den Volkskundeatlas ; AdR, PA AH, fol. 127.
592 Ebd. fol. 124, 134 ; vgl. Johler, „Tradition und Gemeinschaft“ (Bibl.) 592, 597 Anm. 10.
593 AdR, PA AH, fol. 131–140 ; Johler, „Tradition und Gemeinschaft“ (Bibl.) 589.
594 AdR, PA AH, fol. 134.
595 Ebd. fol. 137f.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625