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Adolf Helbok (1883–1968) 299
Jahre später erhielt Helbok in „Anerkennung für das Lebenswerk“ den seit 1962 von
besagtem Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes „für besondere Leistungen für das
Volkstum“ vergebenen Tiroler Ehren- und Wanderkrug für Volkstumsarbeit, übrigens ein
Jahr nach seinem engen Freund der letzten Jahre (und schließlich Verfasser eines Nachrufs
auf ihn) Roland Timmel668 (1964)669.
Helbok verfasste 1963 auch eine „Einleitung“ zu einem die Apartheid in Südafrika ver-
teidigenden Buch, das im rechtsextremen Arndt-Verlag erschien670. Darin argumentiert
der anthroposophische Autor Hermann Günter Schütte allerdings bloß mit einer An-
dersartigkeit, nicht mit einer rassischen Minderwertigkeit der Bantu, denen er durchaus
seinen Respekt bekundet, und Helbok selbst verhält sich in seiner Einleitung gegenüber
den Bantu genau so wie seinerzeit im Jahr 1936 gegenüber den „Zigeunern“ : Er stellt
die Bantu wegen ihres Festhaltens an einem „Volkstumgedanken“ als vorbildlich hin und
plädiert hier vielleicht so explizit wie nie zuvor für ein Nebeneinander, also eben eine Art
Apartheid, im Umgang einander fremder „Volkstümer“ miteinander. Schreibt er am Be-
ginn „Mit erschütternder Überzeugungskraft zeigt dieses Buch, daß lediglich die primiti-
entfiederte von Jahrhundert zu Jahrhundert immer mehr die Geheimnisse des Lebens. Die echte religiöse
Naivität des mittelalterlichen Glaubens wurde durch diese Ansammlung des Wissens aufgelöst“, 6).
668 Roland Timmel (1902–1977) war nach 1945 Zahnarzt in Wien, „nationalfreiheitlicher Publizist“, Mitbe-
gründer der Österreichischen Landsmannschaft und der von dieser herausgegebenen Zeitschrift „Eckart-
bote“– und vor 1945 SS-Mitglied, Blutordensträger und Geschäftsführer des Gauamtes für Volksgesundheit
Wien gewesen ; N.N., Die Union für Südtirol trauert um Dr. Roland Timmel, in : Südtiroler Ruf. Mittei-
lungsblatt der Union für Südtirol Jg. 1977, Nr. 3 (10.09.1977) o. S. [4] ; in : Die Rückkehr der Führer.
Modernisierter Rechtsradikalismus in Westeuropa, hg. v. Martina Kirfel, Walter Oswalt (Wien/Zürich
21991) 337 ist Timmel als führender Funktionär (Obmann für Wien, Niederösterreich und Burgenland) der
Arbeitsgemeinschaft Freiheitlicher Akademikerverbände Österreichs verzeichnet ; ExenBerger, Organisati-
onen (wie Anm. 659) 137, 157 ; Ders., Persönlichkeiten, in : Rechtsextremismus (wie Anm. 659) 173–192,
hier 182 ; Oskar Wiesflecker, Internationale Verbindungen, ebd. 199–206, hier 202 ; Claus Gatterer,
Südtirol und der Rechtsextremismus, ebd. 336–353, hier 343, 346 ; Wolfgang NeugeBauer, Die FPÖ
– zwischen rechtsextrem und liberal, ebd. 371–383, hier 380 ; Brigitte Bailer, Wolfgang NeugeBauer,
Rechtsextreme Vereine, Parteien, Zeitschriften, informelle/illegale Gruppen, in : Handbuch des österreichi-
schen Rechtsextremismus bearb. v. Brigitte Bailer, Wolfgang NeugeBauer (Wien 1994) 103–253, hier
252 ; Wilhelm Lasek, Internationale Verbindungen und Zusammenhänge, in : Handbuch des österreichi-
schen Rechtsextremismus, l.c. 515–529, hier 515f.; http://www.zeit.de/1964/39/die-braunen-von-suedtirol/
seite-4 ; http://www.dws-xip.pl/reich/biografie/numery/numer310.html.
669 Handbuch der Kulturpreise und der individuellen Künstlerförderung in der Bundesrepublik Deutschland
1978, im Auftrag des Bundesministeriums des Innern erstellt (Köln 1978) 705.
670 Adolf HelBok, Einleitung, in : Hermann Günter Schütte, Weiße Ismen – schwarze Fakten. Von Sinn
und Notwendigkeit des gegliederten Völkerorganismus insbesondere in Südafrika (Vaterstetten 1963) 6–8 ;
vgl. die Rezension von Martin Beheim-SchwarzBach, Was Südafrika blühen mag. Die Weißen müssen
die Nieder metzelmig [sic, recte : Niedermetzelung] fürchten, in : Die Zeit Nr. 05 (31.01.1964) 6, aus dem
Archiv bei Zeit Online : http://www.zeit.de/1964/05/was-suedafrika-bluehen-mag.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625