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302 Martina Pesditschek
hat688, scheint eher die zweite Innsbrucker Periode Helboks nahezulegen689, während
Ranzi in den „Klüter Blättern“ in der Tat Leipzig als Hauptentstehungsort nennt690. In-
soferne war es auch durchaus passend, dass im selben Jahr 1964 einer der führenden
Bildhauer des „Dritten Reiches“, nämlich Kurt Schmid-Ehmen (1901–1968)691, eine Por-
trätbüste Helboks angefertigt hat692.
Der zweite Band konnte dann erst geraume Zeit später, Ende 1967 oder gar erst zu
Beginn des Jahres 1968, ausgeliefert werden, „weil die finanzielle Frage noch nicht gelöst
war. Das Deutsche Kulturwerk Österreich693 beschaffte die Mittel der geldlichen Vorsorge
für die Herausgabe des 2. Bandes.“694 Helboks alter Freund Fischer konnte jedenfalls
noch den ersten Band dieses Werkes lesen – er verstarb seinerseits am 9. Juli 1967 – und
äußerte sich vermutlich nur über diesen in einem Dank- und Gratulationsschreiben an
Helbok wie folgt : „Man kann dieses Werk nicht einfach überlesen, man muß es studie-
ren. Ich kann Ihnen nur meine ungeheure Bewunderung über die Vielseitigkeit und die
glänzende Darstellung des Inhaltes aussprechen. Was für eine unglaubliche Belesenheit
und was für eine, offensichtlich über viele Jahre gehende Gedankenarbeit zu Ihrer Be-
herrschung des Stoffes, besser gesagt, aller miteinander verflochtener Stoffgebiete wird
hier dem Leser dargeboten. Ich bewundere die Leistung restlos. Bitte nehmen Sie meinen
herzlichen Dank für den Genuß und die Bereicherung meines Wissens entgegen, die mir
Ihr großes Werk geschenkt hat.“695
Helbok hat, vielleicht erst durch diese warme Aufnahme des ersten Bandes durch Fischer
bewogen, für diesen im „Schlußwort“ des zweiten Bandes seinerseits besonders herzliche
Worte gefunden : „In diesem Ringen um Klarheit über die Ursachen des schleichenden
688 Ebd. 198 : „Vielleicht wäre bei einer genauen Lektüre dieser Erinnerungen aber noch festzustellen, wann
eigentlich das hier nun vorliegende Buch entstanden sein mag.“
689 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 166f.: „Aber in Innsbruck war zunächst nichts zu machen, dort mußte erst
genügend großer Raum entstehen, was nur mit dem Institutsbau möglich war. So zog ich meine Deutsche
Wesensgeschichte, wie ich kurzerhand sagte, in den Vordergrund meiner eigenen Arbeit. […] Mir hat diese
Arbeit, die 1945 so gut wie fertig gewesen wäre […][,] viel Ablenkung in böser Zeit geboten. Sie wurde dann
völlig umgearbeitet[,] und wenn sie auch lange noch nicht das ist, was ich wollte, sie kommt[,] bei inzwi-
schen mehrfach zugestutzten Möglichkeiten, dem ursprünglichen Ziele immerhin andeutungsweise nahe.“
690 Ranzi, Adolf Helbok 80 Jahre alt (Bibl.) 24 : „In Leipzig entstand auch eine gesamtdeutsche Siedlungs- und
Volksgeschichte, deren Abschluß durch den Kriegsausgang verhindert wurde, aus der aber später eine umfas-
sende Darstellung der Wesensgeschichte des deutschen Volkes reifte, die in der germanischen Urzeit beginnt
und in der Gegenwart endet und deren Herausgabe in unseren Tagen reifen soll.“
691 Vgl. v.a. Fraundorfer, Schmid-Ehmen (Bibl.) ; Ju[rij] P. Markin, Iskusstvo Tret’ego Rejcha (Moskva
2012) v.a. 343f.
692 Vgl. Fraundorfer, Schmid-Ehmen (Bibl.) ; VonBank, Vorarlberger (Bibl.).
693 Vgl. S. 297 mit Anm. 659.
694 Grolitsch, Wesenszüge (Bibl.) 2 = Dies., Wesenszüge (Bibl.) 156.
695 Dies., Wesenszüge (Bibl.) 3 = Dies., Wesenszüge (Bibl.) 157 (jeweils ohne Quellenangabe).
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625