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Camillo Praschniker (1884–1949) 331
4. professuren in prag und jena (1923–1930)
Bereits 1921 war Praschniker vom Professorenkollegium der Deutschen Universität Prag
als Nachfolger von Wilhelm Klein99 zum Professor für Klassische Archäologie „in ehren-
vollster Weise“ vorgeschlagen worden100. Die Kommission für die Neubesetzung der Lehr-
kanzel für Klassische Archäologie, die im Dezember 1920 zusammengetreten war, bestand
neben Klein aus folgenden Mitgliedern : Alois Rzach, Alois Grünwald, Heinrich Swoboda
und Arthur Stein. Der Kommissionsbericht vom 24. Februar 1921, der am 3. März 1921
vom Professorenkollegium einstimmig angenommen worden war, wurde vom Dekan am
12. März 1921 dem Ministerium für Schulwesen und Volkskultur unterbreitet : An erster
Stelle wurden ex aequo Heberdey (damals Ordinarius in Graz) und Emanuel Löwy101 (da-
mals Extraordinarius in Wien) in Vorschlag gebracht, an zweiter Stelle Praschniker. Über
den weiteren Verlauf der Verhandlungen, über die Gründe, die letztlich zur Berufung
Praschnikers führten, stehen mir keine Quellen zur Verfügung. Praschniker wurde im Juli
1923 zum ordentlichen Professor an der Deutschen Universität Prag ernannt102. Er war
fast sieben Jahre lang Ordinarius, 1929/30 auch Dekan der Philosophischen Fakultät. Seit
1927 war er Mitglied der „Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die
Tschechoslowakische Republik“ und dort in verschiedenen Kommissionen vertreten103.
99 Klein war Ordinarius von 1885–1923, war also Vertreter der Archäologie in der Zeit des Umbruchs von der
Habsburgermonarchie zur Ersten Tschechoslowakischen Republik. Camillo Praschniker, Wilhelm Klein.
20. November 1850 – 2. Februar 1924 (Prag 1924) ; Jan Bouzek, Wilhelm Klein und die Prager Archäolo-
gie, in : Walter Pape (Hrsg.), Zehn Jahre Universitätspartnerschaft Univerzita Karlova v Praze – Universität
zu Köln (Kolloquien zur Universitäts- und Fachgeschichte, Köln 2011) 123–133.
100 UAW, PA Praschniker 2933, fol. 37 ; Archiv der Karlsuniversität Prag (AUK), Philosophische Fakultät der
deutschen Universität in Prag (FFNU), Besetzung der Lehrkanzel für klassische Archäologie 1920–1935, Inv.
Nr. 784, K. 62. – Herzlichen Dank an Frau Jana Ratajová für die Zusendung der Praschniker betreffenden
Unterlagen.
101 Zu Löwy (1857–1938) : Ripensare Emanuel Löwy. Professore di Archeologia e Storia dell’arte nella R. Uni-
versità e Direttore del Museo di Gessi, hg. v. Maria Grazia Picozzi (Roma 2013) ; Emanuel Löwy. Ein
vergessener Pionier, hg. v. Friedrich Brein (Kataloge der Archäologischen Sammlung der Universität Wien,
Sonderheft 1, Wien 1998) ; Marcello BarBanera, Löwy, Emanuel, in : DNP Suppl. 6, 758–760.
102 Archiv der Universität Jena (= UAJ), PA Praschniker D 2286, 1929 : Praschniker an Ministerialgeschäftsstelle
der Universität Jena, mit Beilagen, darunter : Ernennungsdekret, ausgestellt vom Prager Ministerium für
Schulwesen und Volkskultur am 26.07.1923.
103 Alena Míšková, Michael Neumüller, Die Gesellschaft zur Förderung Deutscher Wissenschaft, Kunst und
Literatur in Böhmen (Deutsche Akademie der Wissenschaften in Prag) 1891–1945 (Prag 1994) 60 : Prasch-
niker im Verzeichnis der Mitglieder ; 305 : Praschniker im Verzeichnis der Korrespondenz.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625