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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Page - 367 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

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Camillo Praschniker (1884–1949) 367 kennen. […] In Innsbruck war ich Mitglied der schlagenden Verbindung „Staufen“308. […] Ich habe immer getrachtet, meinen Hörern die antike Kunst als Deutschen nahe zu bringen und ihnen auch bewusst zu machen, warum diese dem deutschen Menschen so besonders nahe- steht. Schon im Jahre 1921 habe ich […] die Kunstübung eines Volkes als Funktion seiner Rasse und seines Blutes erklärt und versucht diesen Gedanken für die komplizierten Vorgänge der frühgriechischen Kunstentwicklung auszuwerten309. Meine nationale Haltung ist auch wäh- rend der Systemzeit immer eindeutig ausgesprochen und als solche anerkannt gewesen. Meine Einstellung zur NSDAP habe ich durch Beiträge und dadurch bekundet, dass ich Studierende, deren nationalsozialistische Einstellung bekannt war und die deshalb Schwierigkeiten bei ih- rem Studium zu erwarten hatten, förderte. […] Ich kann es nicht fassen, dass mein ganzes Lebenswerk vernichtet sein soll. Sie, der Sie meinen schon dem Waffenstudenten vertrauten Traum von der Einigung Deutschlands erfüllt haben, an Sie wende ich mich mit der Bitte, mich für Deutschland weiter wirken zu lassen […]. Rektor Fritz Knoll310 richtete am 15. April 1942, also während Praschnikers Auf- enthalt in Bulgarien und Rumänien, ein Schreiben mit drei Beilagen (dem Antrag des Dekans Christian, dem Gutachten des Dozentenführers Marchet und einem Schriften- verzeichnis Praschnikers) durch die Hand des Kurators311 an den Reichserziehungsmi- nister312. Er habe als Biologe an Prof. PRASCHNIKER niemals irgendeinen Wesenszug festgestellt, der mich auf die Vermutung gebracht hätte, daß er nicht rein arischer Abstam- mung wäre. Knoll ersuchte, dem Antrag des Dekans, Rechtsfolgen aus der Tatsache von Praschnikers Eigenschaft als Mischling zweiten Grades nicht abzuleiten, so rasch als möglich stattzugeben und fügte noch hinzu : Je rascher dies geschieht, umso weniger wird die für unsere Universität und für die deutsche Wissenschaft so überaus wertvolle Arbeitskraft 308 Es ist dies der einzige Hinweis auf Zugehörigkeit zu dieser Verbindung. Die Zugehörigkeit zu der Verbin- dung „Staufen“ wird – auf diesem Schreiben beruhend – auch von Dekan Christian und Dozentenführer Marchet in ihren Unterstützungsschreiben für Praschniker hervorgehoben. 309 Praschniker, Mykenai (wie Anm. 85) 14–35. 310 Zu Knoll (1883–1981) siehe Klee, Personenlexikon (wie Anm. 146) 320 ; Klaus Taschwer, Die zwei Kar- rieren des Fritz Knoll. Wie ein Botaniker nach 1938 die Interessen der NSDAP wahrnahm – und das nach 1945 erfolgreich vergessen machte, in : Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945. Katalog zur Ausstellung, hg. v. Johannes Feichtinger, Herbert Matis, Stefan Sienell, Heidemarie Uhl (Wien 2013) 47–54. 311 Mit dem Amt des Kurators der wissenschaftlichen Hochschulen wurde eine zusätzliche Ebene zwischen Uni- versität und Ministerium in Berlin eingeführt. Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen in Wien war seit 01.02.1940 Walter von Boeckmann. Siehe Albert Müller, Dynamische Adaptierung und „Selbstbehaup- tung“. Die Universität Wien in der NS-Zeit, in : Universitäten im nationalsozialistisch beherrschten Europa, hg. v. Dieter Langewiesche (Geschichte und Gesellschaft 23, 1997) 592–617, hier 613. 312 ÖStA, AdR, PA Praschniker, fol. 40 : Rektor Fritz Knoll an REM, GZ. 123 aus 1942/43, 15.4.1942 ; UAW, PA Praschniker 2933, fol. 131–132 : Schreiben des Dekans, GZ 77 vom 11.04.1942.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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