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Balduin Saria (1893–1974) 381
Oblack (auch Oblak angeführt, dt. Wolke)5. Seinen ältesten in Pettau lebenden Ahnen
erkannte Balduin Saria in Andreas Oblack, der am 13. Dezember, am Tag der Hl. Lucia,
1751 feierlich unter die Pettauer Bürger aufgenommen worden war. Die Hauptquelle des
Lebensunterhaltes der Familie Oblack stellte das Handelsgewerbe dar, das der Versorgung
der lokalen Bevölkerung diente. Das kaufmännische Geschick erbten auch die Brüder der
Mutter. Vinzenz Oblack, Balduins Taufpate, verlegte seine wirtschaftliche Tätigkeit von
Pettau nach Graz und entwickelte mit seinen Partnern in der steirischen Landeshauptstadt
ein erfolgreiches Handelsunternehmen6. Die Fertigung der Pläne für das neue Gebäude,
in dem Vinzenz Oblack seit 1911 seinen Laden in Graz betrieb, vertraute er Alfred Keller
an, einem bereits etablierten Wiener Architekten, was für Vinzenz Oblacks ehrgeize Pläne
spricht7. Die Handelstätigkeit in Pettau wurde in einem bescheideneren Ausmaß auch
von Balduins Bruder Otmar fortgesetzt.
Ebenso bewegt war auch die Geschichte der Verwandtschaft väterlicherseits. Alois Saria
kam in den 1870er Jahren als Pionierunteroffizier nach Pettau. Dort heiratete er Maria
Oblack und übernahm das Handelsgeschäft der Familie seiner Gattin. Alois Saria wurde
zwar in Gutenstein (Guštanj ; heute Ravne na Koroškem) geboren, aber laut häuslicher
Überlieferung soll die Familie aus Friaul gekommen sein und sich Mitte des 18. Jahr-
hunderts in Kärnten niedergelassen haben. Seine ursprüngliche Skepsis gegenüber dieser
Überlieferung konnte Balduin Saria nach langwierigen Recherchen überwinden. In Resi-
utta, einem Dorf im Kanaltal an der Einmündung des Resiatales, stieß er in der Matrikel
der dortigen Pfarrei auf genealogische Angaben über seine Vorfahren, die er direkt mit
dem Familienzweig in Gutenstein in Verbindung bringen konnte. Er war überrascht von
der Schreibweise des Familiennamens. Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Zuname in
der Form „Xaria“ eingetragen. Daher stellte Balduin Saria die überzeugende These auf,
dass seine Vorfahren griechischer Abstammung gewesen seien und brachte deren Ankunft
in Friaul in Verbindung mit der Niederlage Venedigs gegen die Türken im Krieg um Kreta
und dem endgültigen Verlust der venezianischen Besitzungen in diesem Teil der Ägäis im
Jahre 16698.
5 Die Rekonstruktion des Familienstammbaumes erbrachte einige interessante Feststellungen. Vgl. Balduin Sa-
ria, Wie ich meine Vorfahren fand, in : Blätter für Heimatkunde 47 (1973) 34–38.
6 Max Schmidt, FS zum 100-jährigen Bestand der Firmen Josseck & Oblack und Josseck & Schmidt. Ge-
schichte eines Grazer Geschäftshauses und seiner Besitzer (Graz 1954).
7 Das Gebäude befindet sich in der Murgasse 9 in Graz. Zu Alfred Keller vgl. Art. „Keller Alfred“, in : Archi-
tektenlexikon Wien 1770-1945, abrufbar unter http://www.architektenlexikon.at/de/290.htm#Stellenwert
(07.03.2014).
8 Saria, Vorfahren (wie Anm. 5) 36.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625