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veräußert haben soll77. Neben der Mitgliedschaft im Steirischen Heimatbund reichten
diese Gründe aus, um ihm als einem Angehörigen der deutschen Minderheit, ähnlich
wie seinem Bruder Otmar, das gesamte Vermögen zu konfiszieren78. Nach der Zwangs-
pensionierung begann für Saria eine neue Etappe seiner wissenschaftlichen Laufbahn.
In den ersten Jahren widmete er sich der archäologischen Tätigkeit insbesondere in St.
Pölten und im Burgenland, später übernahm er eine zunehmend wichtigere Funktionen
in Münchener Institutionen, die Südosteuropaforschung und Südostkunde betrieben. Im
Jahr 1952 wurde er in die Redaktion der Zeitschrift Südost-Forschungen aufgenommen,
fungierte als einer der Mitbegründer der Südostdeutschen Historischen Kommission und
war als Vorstandsmitglied und Redakteur der Zeitschrift Südostdeutsches Archiv tätig79.
Zwei Tage vor seinem 81. Geburtstag starb Balduin Saria am 3. Juni 1974 in Graz.
5. die spuren der leBensgeschichte
Sarias wissenschaftliche Tätigkeit war bestimmt durch vier Determinanten, die mit seiner
Lebensgeschichte eng verbunden sind. Sie bestimmen ihn sowohl im persönlichen als
auch im wissenschaftlichen Sinn und widerspiegeln sich in seinem Opus80. Saria war in
erster Linie Archäologe. Die Anfänge seines archäologischen Wirkens reichen zurück in
seine Studienzeit, als er sich an Ausgrabungen in seiner Heimatstadt auf dem Besitz der
Familie Herberstein auf dem Hügel Panorama in Pettau beteiligte und die Öffentlichkeit
über seine Arbeit im Beiheft des großdeutsch orientierten Grazer Tagblattes informierte81.
Den ersten Höhepunkt seiner praktischen Bodenforschungen stellen Ausgrabungen in
Stobi (Mazedonien) dar. Bereits während des Ersten Weltkrieges führten österreichische
Soldaten oberflächliche Ausgrabungen durch ; Im Jahr 1924 begannen im Rahmen des
Serbischen Nationalmuseums fachgerechte Arbeiten, die unter der Leitung Sarias bis
77 ARS, AS 1931 Republiški sekretariat za notranje zadeve Socialistične republike Slovenije. Kartoteka OZNA.
78 Über das Schicksal der Deutschen in und nach dem Zweiten Weltkrieg siehe ausführlich verschiedene Auto-
ren in : „Nemci“ na Slovenskem 1941–1955 [„Deutsche“ in Slowenien (1941–1955)], hg. v. Dušan Nećak
(Ljubljana 2002), sowie Stefan Karner, Die deutschsprachige Volksgruppe in Slowenien. Aspekte ihrer Ent-
wicklung 1939–1997 (Klagenfurt/Ljubljana/Wien 1998).
79 Mathias Bernrath, Zum 75. Geburtstag von Professor Balduin Saria, in : Südost-Forschungen 27 (1968)
367–368.
80 Eine Bibliographie bietet Schroeder, Verzeichnis (wie Anm. 72) 493–513. Die identische Übersicht wurde
veröffentlicht auch in : Südost-Forschungen 22 (1963). Festgabe für Balduin Saria 456–476. Die Bibliographie
wurde ergänzt von Bernrath, Zum 75. Geburtstag (wie Anm. 79) 367–370, und Felix v. Schroeder, Bal-
duin Saria 80 Jahre, in : Südost-Forschungen 32 (1973) 319–320.
81 Balduin Saria, Archäologische Funde aus Poetovio, in : Blätter zur Geschichte und Heimatkunde der Alpen-
länder 4 (1914) 422–427.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625