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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Page - 432 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

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432 Anne-Katrin Kunde und Julia Richter Wissenstransfer Varga nahm innerhalb der Annales zunehmend die Rolle der Vermittlerin für deutsche Belange ein. Dies geschah auf verschiedene Art und Weise : Trotz der für sie als Jüdin, die mit einem Kommunisten verheiratet war, bestehenden Gefahr, reiste Varga immer wieder nach Österreich und Deutschland und versorgte zunächst vor allem Febvre mit neuesten Informationen. Er sah in ihr eine besondere Quelle, da manche Informationen und Eindrücke nur für sie zugänglich seien : „Mme Varga a fait exprès de revenir par l’Allemagne. Elle y a passé huit jours, a beaucoup causé et fait causer, malgré le péril qui est réel. Elle m’a dit des choses bien intéressantes sur l’hitlérisme et l’attitude des gens. De ces choses qu’à peu près seule une femme parlant l’allemand avec un accent autrichien sensible à vingt-cinq mètres de distance, et accompagnée d’une petite fille de dix ans, peut constater, écouter et provoquer“141. Lucie Varga fungierte, wie Schöttler schreibt, auch als Kurier für die sozialistische Widerstandsgruppe ›Neu Beginnen‹.142 Zudem schrieb sie Artikel über das Voranschreiten der deutschen Propaganda. So erschien beispielsweise im Oktober 1939 in „Races et racismes : bulletin du groupement d’étude et d’information“, der Zeitschrift der Intellektuellenvereinigung „Races et Racisme“, die 1936 von Edmond Vermeil gegründet wurde, um wissenschaftlich die Rassenlehre zu erforschen, ein Arti- kel über den österreichischen Geschichtsunterricht unter nationalsozialistischer Propa- ganda143. Darin beschreibt sie, wie sich Österreich – „pays de culture libérale et artistique, plein de souvenirs catholiques et traditions habsbourgeoises : survivantes robustes sur les- quelles se fondait uniquement l’enseignement historique de la période Schuschnigg“ – in das genaue Gegenteil verwandelt : antikatholisch, antibourgeois, antisemitisch. Sie schil- dert, wie die Universalgeschichte reduziert wurde auf den guten „nordischen Menschen“ und den „bösen“ aus dem Süden, und in der alles jetzt, dank des „Führers“, zu einem vermeintlich guten Ende geführt werde. Wie die Rassentheorie nun beim Neandertaler beginne, dem „nordique par excellence“, der – mit einem gewissen Unterhaltungswert für 141 Bloch, FeBvre, Correspondance III (wie Anm. 103) 392. 142 Schöttler (wie Anm. 103) 160. 143 Lucie Varga, Comment on enseigne l’histoire dans la nouvelle école autrichienne, in : Races et rasisme : bul- letin du groupement d’étude et d’information 13/14/15 (1939) 26f., hier 26. Sie schrieb des Weiteren : Sur la jeneusse du Troisième Reich, in : AHES 9 (1937) 612–14 ; La génèse du national-socialisme. Notes d’analyse sociale, in : ebd. 529–546 ; Pour connaître la France – ou l’Allemagne ?, in : AHES 9 (1937) 602–604 ; Luther, la jeunesse et le nazisme, in : ebd. 604–606. Das gesamte Heft beschäftigte sich mit Deutschland und Varga war die zugezogene Beraterin, vgl. Peter Schöttler, Marc Bloch et Lucien Febvre face à l’Allemagne nazie, in : Genèses 21 (1995) 75–95. Zum Thema gehörte auch ein Fortsetzungsroman : Comment se fabrique l’hitlérien 100%. Scènes de la vie allemande. Histoire du jeune Hermann Gierlich, „enfant d’hitler“, élevé dans le mépris du cerveau, le culte du biceps, des parades et des chansons guerrières, in : L’Œuvre, 16 au 30 mai 1938, nouvelles en 13 épisodes. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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