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512 Alfred Werner Höck
den konnten. In einem Bericht an den Leiter der Kulturkommission beim Deutschen
Umsiedelungsbevollmächtigten für die Provinz Laibach erläuterte Wolfram, dass er nur
stichprobenartige Aufzeichnungen machen konnte und schlug vor, die Arbeit sobald es
die Verhältnisse gestatten, im neuen Siedlungsgebiet systematisch weiterzuführen und die
Ergebnisse dann in der Volkstumspflege einzusetzen145.
11. im „germanischen wissenschaftseinsatz“ in norwegen
Im März 1943 bemühte sich Sievers um eine erneute Uk-Stellung (= unabkömmlich-Stel-
lung) Wolframs, da dessen Gesundheitszustand eine militärische Einsatzmöglichkeit aus-
schlösse und dieser für die großgermanische Arbeit in den deutschen Randstaaten erforderlich
[sei] da auch für diesen Zweck geeignete und entsprechend vorgebildete Wissenschaftler nicht
zur Verfügung stehen146. Schließlich wurde er zur „Stabsabteilung der Waffen-SS beim Per-
sönlichen Stab Reichsführer SS“ versetzt und der „Abteilung Germanischer Wissenschaft-
seinsatz“ der Außenstelle Oslo der SS in Norwegen zugeteilt. Ab August 1943 unternahm
er wiederum „völkisch“ motivierte Forschung in Norwegen, wobei seine monatlichen Ar-
beitsberichte Archivarbeiten in Oslo und mehrere volkskundliche Reisen erwähnten, zur
Untersuchung des Materials nach Fragestellungen, die sich während der letzten Jahre ergeben
hatten, insbesondere : a) der gesamtgermanischen Gemeinsamkeiten, b) der speziellen Zusam-
menhänge zwischen Nord- und Südgermanen147. Auf Grund des Kriegsverlaufes konnten
weitere geplante Kundfahrten in norwegische Täler nicht mehr unternommen werden
und so wurde die Rückkehr beschlossen. Wolfram begründete diese Entscheidung in sei-
nem Bericht damit, dass unter diesen Umständen wäre […] der Schein des privaten Wissen-
schaftlers nicht aufrechtzuerhalten gewesen, da man unter solchen Umständen heimfährt148.
Im Zusammenhang mit dem Norwegeneinsatz sind auch die Vorlesungen zu sehen, die er
Anfang 1944 im elsässischen Lager Sennheim vor nach Deutschland verschleppten nor-
145 Für die Volkstumspflege schlägt Wolfram mehrere populäre Brauchtumsdarstellungen vor, die auf die Pflege
und Fortführung des stammeseigenen Volksgutes eingestellt ist und dementsprechend eine Auswahl und vielleicht
auch Bearbeitung einzelner Bestandteile nach unseren nationalsozialistischen und gesamdeutschen Richtlinien ent-
hält. BAB, NS 21 : Tätigkeitsbericht und Arbeitsvorschläge von Wolfram an Prof. [Hans] Schwalm, St. Veit,
datiert 28.03.1942.
146 BAB, NS 21 : Sievers, „Das Ahnenerbe“ Berlin, an den persönlichen Stab des Reichsführer-SS, Berlin, datiert
31.03.1943. Als weitere Begründung wird angeführt, dass Wolfram Sprache, Land und Leute in Norwegen
gut kenne. Unsere dort in Verbindung mit der germanischen Leitstelle durchgeführte Arbeit hat ergeben, daß bei
der jetzigen Lage in Norwegen nur weiterzukommen ist, wenn persönliche Fühlungnahme auf Grund alter Be-
kanntschaften möglich ist. Außer Prof. Wolfram steht hierfür ein gleichwertiger Mann nicht zur Verfügung.
147 BAB, NS 21 : Wolfram, Arbeitsbericht Norwegen 12. 08. bis 20.10.1943.
148 Ebd. Halbjahresbericht von Wolfram 04. bis 09.1944, datiert 14.10.1944, pag. 3.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625