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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Page - 533 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

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Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984) 533 Studium der Theologie hat er in seinen amtlichen Lebensläufen stets nur am Rand er- wähnt. Lediglich in einem Lebenslauf vom Februar 1932, der zu seinem Rigorosenakt an der Philosophischen Fakultät gehört, führte Borodajkewycz sein spezielles Interesse an den Vorlesungen des Professors Wenzel Pohl über scholastische Philosophie an23. Des- wegen mag es nicht überraschen, dass er im Frühling 1930 zum Fach Theologie zurück- kehrte, und noch im Februar 1932 behauptete er, dass er an einer Dissertation zu einem kirchengeschichtlichen Thema arbeite. Trotzdem kam es nicht zu einer Promotion im Fach Theologie, eine Tatsache, die Borodajkewycz erstmals mehr als dreißig Jahre später kurz kommentierte und meinte, er habe sich nicht zum priesterlichen Dienst berufen gefühlt24. Seit dem Herbst 1924 widmete sich Borodajkewycz einem eingehenden Geschichts- und Philosophie-Studium. Er hörte insbesondere einen ganzen Vorlesungszyklus Srbiks über neuere Geschichte und besuchte mediävistische Vorlesungen Oswald Redlichs und Hans Hirschs, nahm darüber hinaus regelmäßig an Übungen im Historischen Seminar teil25. Bei dem Neokantianer Robert Reininger und dem Klassischen Philologen und Pro- fessor für Pädagogik Richard Meistner studierte er die Geschichte der Philosophie. Nach Abschluss seines Studiums an der Philosophischen Fakultät wechselte Borodajkewycz für fünf Semester an die Juridische Fakultät, um rechtsgeschichtliche und soziologische Vorle- sungen des einflussreichen katholischen Nationalökonomen, Soziologen und Philosophen Othmar Spann zu hören26. Spann war 1919 aus Brünn (Brno) nach Wien gekommen, und da ihn sein Publikum als einen faszinierenden Vortragenden empfand, waren seine Vorlesungen bei den Studen- ten sehr beliebt. Unter Einfluss der Schriften Platons, der spätmittelalterlichen Scholastik und des deutschen Idealismus beschäftigte sich Spann mit universalen Problemen der modernen Gesellschaften und entwarf eine systematische Theorie einer fast revolutio- nären, doch stark konservativen sozialen Ordnung. Seine Theorie war gegen Phänome 23 UAW, PH RA 11294 Borodajkewycz Taras (= TB). Zu Pohl siehe Die Kath.-Theologische Fakultät der Univer- sität Wien 1884–1984. FS zum 600. Jubiläum, hg. v. Ernst Chr. Suttner (Berlin 1984) 25f. 24 ÖStA KA, NL TB, Sig. B1251/21, Durchschlag des Plädoyers des Verteidigers Dr. Ernst Graf Strachwitz (1965) im Disziplinarverfahren gegen Borodajkewycz an der Hochschule für Welthandel. Nach den handge- schriebenen Angaben seiner Frau soll es von Borodajkewycz selbst verfasst worden sein. 25 Zu Redlich siehe den Beitrag von Johannes Holeschofsky in diesem Band, zu Hirsch Andreas H. Zajic, Hans Hirsch (1878–1940). Historiker und Wissenschaftsorganisator zwischen Urkunden- und Volkstumsforschung, in : Österreichische Historiker 1900–1945. Lebensläufe und Karrieren in Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei in wissenschaftsgeschichtlichen Portraits [1], hg. v. Karel Hruza (Wien/Köln/Weimar 2008) 307–417. 26 UAW, PH RA 11294 TB, Lebenslauf (Februar 1932). Zu Spann siehe etwa Walter Becker, Der Blick aufs Ganze. Das Weltbild Othmar Spanns (München 1985) ; Giovanni Franchi, La filosofia sociale di Othmar Spann (Roma 2002).
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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