Page - 106 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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onalheims, das „den Arabern Palästinas den Weg versperrt, denselben nationalen
Status zu erreichen, den alle Araber in Asien erreicht haben oder bald erreichen
werden.“279 Die Begrenzung der jährlichen Immigration erschien den Briten den-
noch als möglicher Schritt, den Konflikt zu entschärfen.
Das „MacDonald-Weißbuch“
Mit der Begründung, „dass die Verfasser des Mandats, in das die Balfour-Erklärung
aufgenommen wurde, nicht beabsichtigt haben können, Palästina gegen den Willen
der arabischen Bevölkerung des Landes in einen jüdischen Staat zu verwandeln“280,
wurde die Linie des „Peel-Plans“ im 1938 veröffentlichen „MacDonald-Weißbuch“
zumindest im Hinblick auf die Einwanderungsfrage fortgesetzt.281 Neben der
Begrenzung der jüdischen Einwanderung auf 75.000 Personen über einen Zeitraum
von fünf Jahren wurden auch neue Ideen präsentiert, die noch einmal eine dras-
tische Verschlechterung der Immigrationsmöglichkeiten für Jüdinnen und Juden
bedeuteten. Nach Ausschöpfung der Quote sollte die Einwanderung nur mehr mit
arabischer Einwilligung möglich sein und der jüdische Bevölkerungsanteil nie
mehr als ein Drittel der Gesamteinwohnerzahl ausmachen; ferner sollte der jüdi-
sche Landerwerb auf bestimmte Gegenden beschränkt werden. Die Zionistinnen
und Zionisten lehnten die jährliche Limitierung der Einwanderung nach Palästina,
die unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfolgung neue Dimensionen
angenommen hatte und die für die Jüdinnen und Juden in Europa häufig die aller-
letzte Fluchtmöglichkeit darstellte, entschieden ab. Insbesondere die Bindung an die
arabische Zustimmung wurde als Affront aufgefasst, der den Yishuv zu folgender,
am 18.
Mai 1939 in öffentlichen Einrichtungen und Synagogen verlesenen Prokla-
mation veranlasste:
„[…] The Jewish population proclaims before the world that this treacherous
policy will not be tolerated. The Jewish population will fight it to the utter-
most, and will spare no sacrifice to frustrate and defeat it. No member of the
Yishuv will have a hand in the creation of any administrative organs based
on this Policy, nor will anyone cooperate with it. The Yishuv will neither
recognise nor admit any callous restriction of Jewish immigration into its
land. No power in the world can destroy the natural right of our brethren to
enter the ancestral land for the purpose of rebuilding and living within it.
279 Ebda., S. 348.
280 Zit. in: Krämer, Geschichte Palästinas, S. 343.
281 Zum Weißbuch siehe ausführlich Michael J. Cohen, Appeasement in the Middle East. The British
White Paper on Palestine, May 1939. In: The Historical Journal 16 (1973) S. 571–596; Ders., The
British White Paper on Palestine, May 1939, Part II. The Testing of a Policy, 1942–1945. In: Histo-
rical Journal 19/3 (1976) S. 727–758.
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Title
- Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
- Subtitle
- Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Author
- Victoria Kumar
- Publisher
- Studienverlag Ges.m.b.H.
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7065-5419-0
- Size
- 15.6 x 23.4 cm
- Pages
- 216
- Keywords
- Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
- Categories
- Geschichte Nach 1918