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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Page - 137 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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137 besondere behördliche Bewilligung in das Deutsche Reich nicht zurückzukehren“, konnte danach um Reisepapiere angesucht werden. Genaue Vorschriften über die Mitnahme von Werten, die unter die Devisenordnung fielen, gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die im Mai 1938 in Wien eingerichtete Devisenstelle der Reichsbank entschied jeweils im Einzelfall.380 Angesichts des komplizierten Vorgangs waren bereits vor dem „Anschluss“ von verschiedenen Seiten Ideen zur Vereinfachung der jüdischen Auswanderung formu- liert worden. Befürworter fanden sich auch in jüdischen Organisationen. Berthold Storfer etwa sprach sich für die Etablierung einer zentralisierten Auswanderungs- organisation aus, die die Ausreise von Jüdinnen und Juden erleichtern sollte. Ein höchstwahrscheinlich im Auftrag Eichmanns ausgearbeitetes Aktionsprogramm einer zu gründenden „Zentralstelle für die Auswanderung der Juden in Österreich“ wurde schließlich Mitte 1938 von Löwenherz und Rothenberg vorgelegt. Gemäß dem Entwurf bräuchte es eine Institution, die sich der Vorbereitung und Durch- führung der Ausreise in alle Länder außer Palästina widmen würde, da bislang lediglich die Auswanderung in dieses Land in organisierter Form erfolgt wäre und die Palästina-Wanderung nicht imstande wäre, den gesamten Auswandererstrom aufzunehmen. Als wichtigste Arbeitsziele wurden die Registrierung, Informierung und Betreuung der Wanderungswilligen definiert; konkret ging es um die Samm- lung und Bereitstellung von Informationen über potentielle Zielländer (Gesetze, Lebensbedingungen, Berufsaussichten, Klima etc.) und über pass-, devisen- und vermögensrechtliche Bestimmungen, darüber hinaus sollte die Kontaktaufnahme zu verschiedenen ausländischen Hilfsorganisationen erleichtert werden.381 Gabri- ele Anderl hält fest, dass ein Teil dieser Aufgaben ohnehin bereits von der Kul- tusgemeinde wahrgenommen worden war und dass man der später gegründeten „Zentralstelle“ wohl kaum beratende oder unterstützende Funktionen zusprechen könne.382 Auch wenn Planung und Aufbau der „Zentralstelle“ nicht im Detail nachvollzogen werden können, so sind vermutlich einige Überlegungen des oben beschriebenen „Aktionsprogramms“ in den „Bürckel-Erlass“383 vom 20.  August 1938, in dem die Gründung der Stelle bekannt gegeben wurde, eingeflossen. Da sich bei der jüdischen Emigration „unliebsame Störungen und Verzögerungen ergeben“ hätten und einzelne Dienststellen diesbezüglich „unzweckmäßig“ agieren würden, ordnete der „Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“, Gauleiter Josef Bürckel, „zur Förderung und beschleunigten Regelung der Auswanderung der Juden“ die Errichtung der „Zentralstelle für jüdi- sche Auswanderung“ in Wien (IV. Bezirk, Prinz-Eugen-Straße 22), im ehemaligen Rothschild-Palais, an. Im Zusammenwirken mit den zuständigen Stellen sollten 380 Nach Anderl/Rupnow, Zentralstelle, S. 67–73. Zu den Aufgaben der von Carlheinz Raffegerst gelei- teten Auswanderungsabteilung der Devisenstelle zählten die Bewilligung des jüdischen Umzugs- guts und die Zuteilung von für die Emigration benötigten Devisen. Die in der IKG eingerichtete Devisenabteilung übernahm vorbereitende Tätigkeiten für die Devisenstelle. 381 Entwurf des Aktionsprogramms einer zu gründenden „Zentralstelle für die Auswanderung der Juden Österreichs.“ YVA, O-30/69. Vgl. Rosenkranz, Verfolgung, S. 121 f. 382 Anderl/Rupnow, Zentralstelle, S. 189. 383 Abgedruckt bei Rosenkranz, Verfolgung, S. 122 f. Siehe dazu Anderl/Rupnow, Zentralstelle, S. 113.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
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