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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Page - 149 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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149 Leumi“419 die ersten konkreten politischen und organisatorischen Aktivitäten erst im Juni 1938, also drei Monate nach dem „Anschluss“ ein. Dass der an die Öffent- lichkeit gerichtete Aufruf zur Unterstützung der verfolgten Jüdinnen und Juden und der an die verantwortlichen Institutionen und Personen adressierte Appell, die Einwanderungsmöglichkeiten für Flüchtlinge aus Österreich und Deutschland nach Palästina zu vermehren, kurz vor der „Konferenz von Évian“ erging, war ein Mittel, mit dem die auf der Zusammenkunft vertretenen Repräsentanten unter Druck gesetzt werden sollten. Entgegen Niederlands Verweis, wonach auch die Jewish Agency erst erstaunlich spät auf die Vorgänge reagierte, liegt ein Schreiben selbiger Institution vor, in der das britische Colonial Office noch im März 1938 darum gebeten wurde, die Gültig- keit einiger hundert ungenützter Zertifikate der mit 31.  März endenden Schedule zu verlängern und sie Angehörigen von in Palästina lebenden Österreicherinnen und Österreichern zur Verfügung zu stellen. Ferner wurde darum ersucht, die Arbei- terzertifikate der kommenden Schedule ehest möglich auszustellen und dabei die österreichischen Bewerberinnen und Bewerber bevorzugt zu behandeln.420 Zusätzlich zum Versuch, bei der Jewish Agency zu intervenieren, wandte sich auch die HOA an die britische Regierung, und zwar direkt an den Hochkommissar Harold MacMichael. Da die Zuweisung von Einwanderungsgenehmigungen für das laufende Halbjahr vor dem „Anschluss“ erfolgt war, könnte das „brennende Bedürfnis“ nach Zertifikaten jeder Kategorie auch nicht nur annähernd befriedigt werden. Durch die Befürwortung einer „großzügigen Bewilligung von zusätzlichen Zertifikaten“ seitens der Mandatsregierung könnte „das Leben tausender unschul- diger und wertvoller Menschen gerettet und damit zugleich das Aufbauwerk in Palästina befruchtet werden.“421 Der Korrespondenz zwischen dem Colonial Office und dem Foreign Office ist zu entnehmen, dass im August 1938 ein Besuch des Commissioner of Migration and Statistics in Palestine (E. Mills) in Deutschland und ins ehemalige Österreich geplant war, um die Bedingungen und den mögli- chem Umfang der Auswanderung nach Palästina beurteilen zu können. Ob und wann dieses Vorhaben umgesetzt wurde, geht aus dem Briefwechsel nicht hervor.422 Der Konflikt um die Zertifikatsverteilung spielte sich nicht nur zwischen den ver- schiedenen Ländern und der Jewish Agency ab, sondern wurde auch unter den einzelnen zionistischen Gruppierungen und Institutionen ausgetragen. Zu scharfen Auseinandersetzungen war es besonders zwischen Palästina-Amt und „Hechaluz“ gekommen. Während Alois Rothenberg vom Palästina-Amt vor allem den „Vati- kim“, den älteren, verdienten Zionisten zu Einreisegenehmigungen verhelfen wollte, setzte sich Willy Ritter als Leiter des chaluzischen Dachverbandes für die Jugend- lichen ein.423 Ständig benachteiligt fühlte sich der orthodoxe Verband „Agudas 419 Der „Waad Leumi“ war eine Art Nationalrat, der zwischen 1920 und 1948 als gewählte regierende Körperschaft des Yishuvs agierte. 420 Selig Brodetsky an John Shuckburgh, 30. 3. 1938. TNA, CO 733/365/3, 17313/3/33. 421 Landesleitung der HOA an Harold A. MacMichael, 16. 5. 1938. CZA, S6/3691. 422 TNA, FO 372/3278, T10185/766/378. 423 Siehe dazu ausführlich Rosenkranz, Verfolgung, S. 117–119.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
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