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Mitten in diesen Kriegsjahren, 1916, erbte die Bibliothek der Technischen
Hochschule den gesamten Bücherbestand des Gelehrten Hofrat Dr. Franz Il-
wof, der seit den frühen 1860er-Jahren zunächst als Dozent für Handelsgeo-
graphie und anschließend bis 1908 als Honorardozent für Volkswirtschafts-
lehre und Nationalökonomie, Verfassungs- und Verwaltungsrecht sowie ge-
gen Ende seiner Wirkenszeit, ab 1899, auch für Staatswissenshaften, an der
Technischen Hochschule in Graz unterrichtet hatte. Damit war schlagartig ein
Zuwachs von angenommenen rund 4.000 Bänden zu verzeichnen, der am 5.
Juli 1916 an die Technische Hochschule übersiedelt wurde. Die Tochter Ilwofs,
Bertha Fetter, wollte aus dem Legat um die Summe von 40 Kronen gleichzeitig
einen kleinen, eigentlich zum Legat gehörigen Bücherschrank, der ihr seit ihrer
frühesten Kindheit vertraut war, erwerben. Damit sollte nach den Vorstellun-
gen des Bibliotheksdirektors Ertl ein Teil der 64 Kronen ausmachenden Über-
siedelungskosten abgedeckt werden. Das Professorenkollegium sprach sich
allerdings am 6. Juli 1916 für eine geschenkweise Überlassung dieses Kastens
aus.66 Die nachgelassene Bibliothek konnte nach ihrer Übersiedelung an die
Hochschule aus Gründen des Personal- und Geldmangels zunächst nicht auf-
genommen werden.67 Am 6. November 1916 legte Direktor Ertl jedoch einen
umfassenden Bericht über die mittlerweile erfolgte Ordnung und Aufstellung
vor, dem jene Passagen entnommen seien, die ein gutes Bild auf den Biblio-
theksalltag des Jahres 1916 werfen:
…Die Aufstellung war mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil es an Raum
fehlt. Da für die seit langer Zeit notwendige Erweiterung der Büchermagazine
die Mittel bisher nicht bewilligt werde konnten und auch im Bibliothekshaus-
halt Geldknappheit herrscht, so mußten durch wochenlange Adaptierungs-
arbeiten, die der Bibliotheksdiener Karl Wiesauer ganz allein (da der zweite
Bibliotheksdiener eingerückt und wahrscheinlich gefallen ist) mit anerken-
nungswerter Hingabe leistete, aus verschiedenen zusammengesuchtem Holz-
material geeignete Stellbretter auf die vorhandenen Schränke der Magazine
erst aufgebaut und ausserdem durch eine teilweise Umstellung der alten Bü-
cherbestände der nötige Raum schlecht und recht erst geschaffen werden.
Jetzt ist die Neuaufstellung vollendet. Sie ist zwar äusserst unpraktisch, da
die neu zugewachsenen Bücherschätze nur mittels hoher Leitern erreichbar
sind, wodurch das Ausheben und Einstellen sowie die Reinigungsarbeiten sehr
erschwert werden, doch ist eine andere Möglichkeit, die Bücher überhaupt
unterzubringen, nicht gegeben. Der Bestimmung des Erblassers ist Rechnung
getragen und die Sammlung als „Bibliotheka Ilwofiana“ in geschlossener Nu-
merierung von 12.001 bis 13.588 zusammenhängend aufgestellt.68
Der Nachlass Ilwof wird heute noch von der Bibliothek der TU Graz verwaltet. Die Bibliotheca Ilwofiana
kommt ins Haus
66 ATUG, Rektoratsakte 570 ex 1916, Schreiben vom 4. 7. und vom 5. 7. 1916 und
Rektoratsakte 607 ex 1916, Schreiben des Rektorats vom 19. 7. 1916.
67 ATUG, Rektoratsakte 675 ex 1916, Schreiben des Rektorats vom 9. 8. 1916.
68 ATUG, Rektoratsakte 1016 ex 1916, Schreiben Emil Ertls vom 6. 11. 1916.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918