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124 stimmeinhellig der Meinung, die gegenständlichen Anregungen der Kriegsver-
waltung als unerwünscht und undurchführbar abzulehnen. Die Einführung mili-
tärischer Disziplinen wurde weiters als unvereinbarlich mit den gegenwärtig im
Zuge befindliche Reformen des technischen Hochschulunterrichtes bezeich-
net. Durch die Einführung militärischer Unterrichtsfächer, die mit der Ausbil-
dung an den Technischen Hochschulen in keiner Beziehung stünden, würde
der Zweck der eigentlichen Ausbildung verkürzt und der Zweck der anstehen-
den Reform nicht erreicht werden.
Besondere Bedenken wurden weiters gegen die Form der Bestellung der
Hochschullehrkräfte für die militärischen Disziplinen erhoben. Sie steht nicht
im Einklang mit den Hochschuleinrichtungen und würde die Hochschule ihres
Rechtes der Einflußnahme auf die Wahl der Lehrkräfte berauben.
Dieser Beschluss wurde auch allen anderen betroffenen Rektoraten in die-
ser Form mitgeteilt.238 Umgesetzt wurden diese Ideen des Ministeriums bis
Kriegsende freilich nicht mehr.
Kleine Veränderungen ergaben sich an der Technischen Hochschule in
Graz hinsichtlich des Studiums schließlich in den chemisch-technologischen
Fächern. Mit Beginn des Wintersemesters 1917/1918 waren es die Professo-
ren Rudolf Andreasch und Benjamin Reinitzer, die eine Änderung des Studien-
plans der chemisch-technischen Fachabteilung für das 3. und 4. Studienjahr
in Antrag brachten. An Stelle der Vorlesungen über Chemische Technologie
anorganischer und organischer Stoffe, in denen über Eisen- und Metallhütten-
kunde, Technologie der Silikate und Kohlenhydrate und Technologie der Fette
referiert wurde, las man auf Wunsch der bisher inskribierten, aus dem Feld
zurückgekehrten Hörer nun Chemische Fabriksindustrie der anorganischen
Stoffe sowie Heizung und Beleuchtung beziehungsweise chemische Fabriks-
industrie der anorganischen Stoffe und Bleicherei, Färberei sowie Zeugdruck
und dergleichen.239
Zu den allgemeinen Auswirkungen des Kriegsausbruches kamen für die ver-
bliebenen Studierenden neben jenen Erschwernissen, die sich durch die Ein-
quartierungen in den Hochschulgebäuden ergaben, bald auch solche finanzi-
eller Natur. Der steirische Landes-Ausschuss teilte dem Rektorat am 10. März
1915 zum Beispiel mit, dass er sich infolge der gegenwärtigen Finanzlage des
Landes nicht in der Lage sehe, 1915 einen Reisebeitrag oder eine Unterstüt-
zung für bedürftige Studierende anlässlich wissenschaftlicher Reisen zu ge-
währen.240 Diese wissenschaftlichen Reisen reduzierten sich mit fortschrei-
tender Kriegsdauer allerdings ohnedies nur noch auf wenige kurze und drin-
gend notwendige Exkursionen.
238 ATUG, Rektoratsakte 134 ex 1917, Schreiben vom 13. 2. und vom 3. 6. 1917.
239 ATUG, Rektoratsakte 943 ex 1917, Rundschreiben vom 16. 10. 1917.
240 ATUG, Rektoratsakte 215 ex 1915, Schreiben vom 10. 3. 1915.
Reisesubventionen,
Unterrichtsgeld und Stipendien
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918